Festgottesdienst
40 Jahre Jugendwerkstatt Gießen
Gemeinsam mit Mitarbeiter:innen, Auszubildenden und Teilnehmer:innen von Fördermaßnahmen feierten die Gäste am 2. November in der Gießener Petruskirche einen Festgottesdienst.
Kirchenpräsident Volker Jung wies in seiner Predigt auf die Seligpreisungen Jesu und das Versprechen der „Glückseligkeit im Leben“ für Menschen hin, die sich nicht über andere erheben und selbst überschätzen, sondern ehrlich zu sich selbst und miteinander und füreinander da sind. In diesem Sinn und in diesem Geist wurde die Jugendwerkstatt vor 40 Jahren auf den Weg gebracht, so der Kirchernpräsident. „Und so hat die Jugendwerkstatt auch immer wieder versucht zu arbeiten – mitten in einer Welt und einer Gesellschaft, die auch unbarmherzig, ungerecht und friedlos sein kann. Und es ist ja so, dass es dann oft die Schwächsten sind, die dies besonders zu spüren bekommen.“
Kirchenpräsident Jung hatte vor dem Gottesdienst die Jugendwerkstatt in der Gießener Weststadt besucht und sich die Arbeitsbereiche zeigen lassen.
Wünsche von zwei Jugendlichen
Emilian aus der Jugendwerkstatt hatte sich zu Beginn des Gottesdienstes zur Sorge bekannt, seine Hoffnungen und Ziele für das Leben nicht zu erreichen. „Ich habe Angst davor, dass ich es nicht schaffe, irgendwann allein ende und obdachlos bin. Dagegen hilft mir nur, in der Jugendwerkstatt weitermachen und nicht wieder abrutschen. Meinen Kolleginnen und Kollegen in der Jugendwerkstatt wünsche ich, dass sie alle ihr Glück finden und erreichen, was sie möchten.“
Adelina dankte für die Unterstützung, die sie in der der Jugendwerkstatt erhält. „Ich habe viel gelernt und für die Zukunft mitbekommen: Ich bekomme Hilfe bei Bewerbungen, bei der Suche nach einem Praktikumsplatz und bei den Anträgen an das Jobcenter. Und sogar bei der Suche nach einem Hausarzt bekam ich Unterstützung. Ich bin viel selbstbewusster und viel selbstständiger geworden.“
Kirche ist ein wichtiger Akteur
Regierungspräsident Dr. Ullrich würdigte, dass die kirchliche Jugendwerkstatt zahlreichen Jugendlichen, die keinen guten Start ins Leben gehabt hätten, Orientierung vermitteln und Hilfe für das Berufsleben leisten. Die Mitarbeiter:innen trügen dazu bei, den jungen Menschen, die es schwer haben, Würde zu geben.
Der Gießener OB Frank-Tilo Becher, als früherer Dekan selbst einmal im Aufsichtsrat der Jugendwerkstatt, wies auf die Vielfalt der Ausbildungsplätze und Fördermaßnahmen hin. In den letzten 40 Jahren habe sich die Förderlandschaft verändert, nicht aber das Problem der Beschäftigungslosigkeit. „Arbeitslosigkeit ist kein individuelles Problem, sondern hat gesellschaftliche Ursachen und ist eine Herausforderung für alle.“ Dass die evangelische Kirche ein Projekt wie die Jugendwerkstatt über Jahrzehnte zum kirchlichen Auftrag erklärt, sei etwas Besonderes und nicht selbstverständlich. „Die Jugendwerkstatt ist für die Stadt Gießen und den Landkreis eine wichtige Partnerin.“