Menu
Menü
X

Reformationsnacht Wiesbaden

500 Jahre: Für die Freiheiheit eintreten (Mit Video)

Lichtkunst

Eine kleine Kostprobe der Lichtkunst an der Lutherkirche - das "eigentliche" Farben-Feuerwerk des Künstlers Jürgen Scheible startet um Mitternacht

Während des Festgottesdienstes anlässlich des Reformationsjubiläums bezeichnete Kirchenpräsident Jung den Blick auf die Freiheit und die Liebe als das Bleibende der Reformation. Um Mitternacht leuchtete ein einzigartiges Farben-Feuerwerk das 500. Jahr ein.

Anlässlich des bevorstehenden 500. Reformationstags am 31. Oktober hat der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung am Montagabend auf die bleibende Bedeutung der reformatorischen Entdeckung hingewiesen. Als Ausgangspunkt der Reformation gilt die Veröffentlichung von Martin Luthers 95 Thesen am 31. Oktober 1517 in Wittenberg. Nach Worten Jungs hat Martin Luther vor einem halben Jahrtausend Gott neu als einen „liebenden Gott“ entdeckt, sagte er am Montageband im Gottesdienst zur „Nacht der Reformation“ in Wiesbaden. Liebe sei die entscheidende Verbindung zwischen Mensch und Gott. Jung: „Das Wichtigste im Leben können wir nicht machen. Wir leben davon, dass Liebe uns ins Leben führt und im Leben trägt. Diese Liebe verbindet uns mit Gott. Und diese Liebe macht Menschen stark.“ Dies zu glauben, entlaste auch von der Sorge, sich alles erarbeiten zu müssen.

Als Christinnen und Christen hellwach bleiben

Diese Einsicht mache zugleich Menschen im Inneren frei, so Jung. Dies sei einer der Gründe gewesen, warum Luther den Mut gefasst hätte, die damaligen Autoritäten massiv in Frage zu stellen. Heute gehe es darum, das „hohe Gut der Freiheit nicht aufs Spiel zu setzen“. Auch politische Freiheit sei nicht selbstverständlich, sagte er. Jung: „Wenn wir schauen, wie schnell politische Freiheit verspielt werden kann, weil Autokraten an der Macht sind, dann muss uns das hellwach machen. Es ist gut, wenn wir als Christinnen und Christen dafür eintreten, dass Menschen in Freiheit und Verantwortung miteinander leben.“ 

Hinter die Feiern einen Doppelpunkt setzen

Deshalb ist es nach Ansicht des Kirchenpräsidenten auch wichtig, das 500. Reformationsjubiläum 2017 mit einem „Doppelunkt“ und nicht mit einem Punkt zu beenden. Jung: „Martin Luther hat Gott neu entdeckt - für sich selbst, die Kirche und diese Welt als Kraft zum Leben. Wir haben gesagt. Wir setzen nach dem Reformationsjubiläum keinen Punkt, sondern einen Doppelpunkt. Warum? Weil wir und diese Welt immer wieder neu brauchen, was Gott uns schenkt: Freiheit, Liebe und Vertrauen“.

Reformationsjubiläum stärkt Ökumene

Der Präses der hessen-nassauischen Kirche, Ulrich Oelschläger, sagte am Montagabend im Festgottesdienst, dass sich das 500. Jahr der Reformation als „echtes Beteiligungsjubiläum“ erweisen habe. Rund 10.000 Veranstaltungen hätten in Gemeinden und Einrichtungen allein in Hessen-Nassau stattgefunden. Vor Ort seien viele neue Verbindungen entstanden, zum Beispiel mit Kultureinrichtungen oder Kommunen. Vor allem sei die Reformation in diesem Jahr an vielen Orten ökumenisch gefeiert worden. „Das und vieles andere macht Hoffnung auf mehr“, so Oelschläger. 

Lutherkirche erstrahlt bei Aktionskunst

Um Mitternacht wurde dann in Wiesbaden mit einem Farben-Feuerwerk der 500. Jahrestag der Reformation für ganz Hessen-Nassau „eingeleuchtet“. Nach Glockenklängen, Psalmlesung  und Turmbläsern ließ der Künstler Jürgen Scheible die Lutherkirche bei einer spektakulären Lichtperformance von außen in allen Farben des Regenbogens erstrahlen. Er benutzte dabei sein Mobiltelefon als elektronischen Pinsel. „Mobi-Spray“ heißt das patentierte Verfahren. Zuletzt tauchte Scheible schon den Big Ben in London oder das New Yorker Guggenheim-Museum in buntes Licht.

Feuerwerk der Farben an der Lutherkirche

Nichts kam in der Reformationsnacht dabei aus der Retorte. Scheibles Bilder wurden bewusst nicht gespeichert. Live brannte er dann mit seiner charakteristischen silbernen Jacke und der Mütze auf dem Kopf ein flächendeckendes Feuerwerk der Farben ab, bei dem sich bunte Kreise und Flächen immer wieder neu über die Fassade ausbreiteten.

In der Reformationsacht den Augenblick wahrnehmen

Scheible, der auch Professor an der Stuttgarter Hochschule der Medien ist, will mit seiner Aktionskunst vor allem auf die Besonderheit des Moments und die Vergänglichkeit aufmerksam machen. Für Wiesbaden hat er sich dem 121. Psalm der Bibel zugewandt, der einen gemeinsamen Weg mit Gott in die Zukunft beschreibt. Die sollte zum 500. Jahr der Reformation passen, die auch nach dem 31. Oktober 2017 weitergeht.

Kinderstimmen bis Posaunenklang

Den musikalischen Festgottesdienst am Montagabend gestaltete neben dem hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung unter anderem auch der Limburger Weihbischof Thomas Löhr, der an der Liturgie mitwirkte. Ein einzigartiges musikalisches Kaleidoskop der Kirchenmusik sorgte zugleich für einen faszinierenden Klang zum Jubiläum. So trug die  Kinder- und Jugendkantorei der Evangelischen Singakademie Wiesbaden aus dem Musical „Martin Luther“ Stücke vor. Daneben musizierten das Bachorchester Wiesbaden sowie der Kammerchor des Bachchors Wiesbaden. Die Gesamtleitung hatte Jörg Endebrock. Zugleich begleitete „BiHuN“, der Bläserkreis in Hessen und Nassau,  unter der Leitung von Landesposaunenwart Johannes Kunkel die Besucherinnen und Besucher musikalisch.

Tango trifft auf Kirchenkabarett

Danach sorgte „Tango Transit“ für einen beschwingten weiteren Abend. Das Trio verband südamerikanische Klänge und Jazz-Einflüsse zu einer einzigartigen Weltmusik. Es nahm am Vorabend  des Thesenanschlags auch auf die Reformation Bezug. Am späten Abend durfte im Kirchenschiff dann mit dem „Kabarett der Bergkirchenpfarrer“ herzlich gelacht werden. Die Theologen Markus Nett und Helmut Peters waren „Schwankend im Weinberg des Herrn“, so der vielversprechende Name ihrem Programms am Vorabend des 500. Jahrestags der des Thesenanschlags von Wittenberg.

Mehr Informationen und Termine zur Reformationsjubiläum auch im Internet auf der Seite 
www.gott-neu-entdecken.de

IM WORTLAUT  

Predigt von Kirchenpräsident Volker Jung im Wortlaut 

So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben. Römer 3,28

Liebe Gemeinde,

heute vor 500 Jahren stand für Martin Luther fest, dass er am nächsten Tag seine 95 Thesen zum Ablass veröffentlichen würde. Er hatte sie in einer Wittenberger Druckerei drucken lassen - in lateinischer Sprache. Eine akademische Diskussion wollte er anstoßen. Dazu sollten sie wie üblich an den dafür vorgesehenen Kirchentüren angeschlagen werden. Sie sollten auf jeden Fall am 1. November, Allerheiligen, in Wittenberg wahrgenommen werden. So geschah es auch. Was danach kam, war nicht vorherzusehen. Die Thesen erregten schnell und verbreiteten sich in Windeseile in Deutschland und darüber hinaus. Wer sie heute liest, wundert sich. Es geht doch um viele Details zum Buß- und Ablasswesen. Das er übrigens gar nicht einmal grundsätzlich in Frage stellt. Er wendet sich gegen Missbrauch und Auswüchse. Und trifft damit einen Nerv seiner Zeit.

Wir wissen, dass für Martin Luther eine lange Zeit intensiven Fragens und inneren Ringens vorangegangen war. Gerechtigkeit Gottes, das ist die Gerechtigkeit, mit der Gott uns Menschen gerecht macht. Das hat vor allem Paulus im Römerbrief so gesagt. Aber es ist, davon war Luther überzeugt, in der ganzen Bibel so zu finden. Im Studium der Bibel hat Luther erkannt: Mein Bild von Gott ist falsch. Gott hält Menschen nicht in Angst und Schrecken. Gott liebt seine Menschen. Und wenn ich im Glauben auf Gott vertraue, dann muss ich mich auch vor seinem Urteil nicht fürchten. Gott ist ein gnädiger Gott.

Ja, es lässt sich wirklich so sagen: Luther hat für sich Gott neu entdeckt. Und er war überzeugt: So haben die Menschen in den ersten Gemeinden auch geglaubt. Und die Kirche in den ersten Jahrhunderten. Vor allem auf den Kirchenvater Augustin wies er hin. Aber nach Augustin geriet dies bei vielen in Vergessenheit. Besonders schlimm empfand Luther, dass manche Ablassprediger die Angst vor Höllenstrafen noch anstachelten.

Was Luther an Gott „neu entdeckt“ hat, möchte ich für uns heute Abend – am Vortag des 500. Reformationstages – beschreiben. Und ich möchte dabei fragen, wie wir dabei auch Gott neu entdecken können.

Was hat Luther an Gott und mit Gott neu entdeckt?

Liebe – Freiheit – Vertrauen.

I.

Es beginnt mit der Liebe. Die Bibel erzählt im Grunde genommen eine große Liebesgeschichte. Sie erzählt davon, dass Gott ein Liebhaber des Lebens und seiner Geschöpfe ist.

„Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe, der da reicht von der Erde bis an den Himmel.“

So hat Luther es gesagt. Und er meint damit: Wir leben als Menschen alle aus der Liebe Gottes. Diese Welt und das Leben sind nicht Produkte eines Zufalls. Sie sind da, weil Gott sie geschaffen hat – aus Liebe. Das ist keine naturwissenschaftliche Erklärung dieser Welt. Das soll es auch nicht sein. Es sagt gar nichts darüber, wie alles geworden ist. Es sagt aber: In all dem ist Gottes Liebe wirksam. Und diese Liebe will Menschen zum Leben führen. Gott stürzt nicht in Angst und Verzweiflung und macht Menschen klein. Gottes Liebe gibt Menschen Orientierung und richtet Menschen auf. Und sie drängt darauf, dass sie als Kraft unter uns wirksam wird.

Mit dem Blick auf die Liebe Gottes hat Luther auch entdeckt: Die Liebe bleibt nicht abstrakt. Wer an Gottes Liebe glaubt, den ergreift sie. Luther hat das so beschrieben:

„Ei, so will ich solchem Vater, der mich mit seinen überschwenglichen Gütern so überschüttet hat, umgekehrt frei, fröhlich und umsonst tun, was ihm wohlgefällt, und gegen meinen Nächsten auch ein Christ werden, wie Christus es mir geworden ist, und nichts mehr tun, als was ich nur sehe, daß es ihm not, nützlich und selig sei, dieweil ich doch durch meinen Glauben alle Dinge in Christus genug habe. Siehe, so fließet aus dem Glauben die Liebe und Lust zu Gott und aus der Liebe ein freies williges, fröhliches Leben, dem Nächsten umsonst zu dienen.“

Liebe ist damit nicht einfach eine moralische Verpflichtung. Du musst aber deinen Nächsten und auch deine Feinde lieben. Wie schwer das ist, wusste auch Luther. Mit dem, was er sagt, zeigt er aber auch an, worum es geht: An die Liebe Gottes glauben, heißt sich immer wieder neu nach der Liebe Gottes auszustrecken. Gott, um die Kraft der Liebe zu bitten, damit sie uns erfüllt.

Und damit sind wir vielleicht auch auf der Spur, wie wir heute Gott neu entdecken können. Wir leben in einer Welt, die uns sagt: Was du hast und was du bist, musst du dir erarbeiten. Dafür musst du etwas tun. Und dabei wird übersehen, wie sehr wir von dem leben, was wir uns nicht erarbeiten. Dass Wichtigste im Leben können wir nicht machen. Wir leben davon, dass Liebe uns ins Leben führt und im Leben trägt. Diese Liebe verbindet uns mit Gott. Liebe macht Menschen stark. Wo es lieblos, kalt und herzlos wird, gehen Menschen zugrunde. Wenn wir Gott neu entdecken wollen, lasst uns nach der Liebe fragen, die uns trägt. Und darum bitten, dass sie uns erfüllt.

II.

Als Luther sich von der Liebe Gottes getragen wusste, wurde er frei. Da wurde er auch frei, das öffentlich zu kritisieren, was ihm so viel Angst gemacht hat.

Bemerkenswert ist allerdings, dass er sich als einzelner traut, die Kirche seiner Zeit so zu kritisieren. Das hat er sich offenbar gut überlegt. Sein innerer Druck war auf jeden Fall groß. Die Veröffentlichung seiner Thesen war eine Art persönlicher Befreiungsschlag. Ohne zu wissen, was daraus werden würde, war es das zunächst für ihn ganz persönlich: eine Befreiung. Auf jeden Fall ändert er mit dem 31.10.1517 seinen Namen an einer entscheidenden Stelle. Bisher schreibt er sich „Luder“ mit „d“, dann „Luther“ mit „th“. Das „th“ übernimmt er aus dem Griechischen, aus dem Wort „Eleutheros“. Und das heißt der Freie.

„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan.“

Das ist einer seiner berühmten Sätze. Er hat damit gesagt: Das Evangelium von der Liebe und Gnade Gottes kann Menschen stark machen, sich vor nichts und niemandem zu fürchten. So hat er es an sich selbst erlebt.

Freiheit war für Luther ganz fest im Glauben an Gott begründet. Viele Männer und Frauen sind ihm darin gefolgt. Reformation wurde schnell zu einer europäischen Bewegung. Wie diese Freiheit als Freiheit des Gewissens dann gelebt wurde, hat dazu beigetragen, dass sich unser modernes Verständnis von Freiheit entwickelt hat. Und es ist gut so, dass wir dies heute so sagen können. Menschen sollen frei sein – frei zu denken und zu sagen, was sie denken und sagen wollen. Sie sollen frei sein, ihr Leben zu gestalten, wie sie es wollen, wenn sie dabei die Freiheit und das Leben der anderen achten. Politisch war es ein langer Weg, bis Freiheit so gelebt werden konnte.

Heute geht es darum, dieses hohe Gut der Freiheit nicht aufs Spiel zu setzen: Glaubensfreiheit und Gewissensfreiheit, Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit. All das ist nicht selbstverständlich. Wenn wir schauen, wie schnell Freiheit verspielt werden kann, weil Autokraten an der Macht sind, dann muss uns das hellwach machen. Es ist gut, wenn wir als Christinnen und Christen dafür eintreten, dass Menschen in Freiheit und Verantwortung miteinander leben.

Was Luther damals stark gemacht hat, heißt aber noch mehr. Es ist der Aufruf: Lebt aus der Kraft des Glaubens, damit ihr nicht in falsche Abhängigkeiten geratet. Ihr seid von Gott geliebte Menschen! Das ist die Botschaft. Auch mit euren Fehlern und Unzulänglichkeiten. Ihr müsst nicht perfekt sein. Und Leben ist nicht erst dann gutes Leben, wenn ihr reich und erfolgreich seid. Leben ist auch nicht erst dann gutes Leben, wenn ihr arbeitet wie die Verrückten. Leben ist auch nicht erst dann gutes Leben, wenn ihr andauernd online seid. Es geht immer wieder neu darum, in unserem Leben zu entdecken, was Freiheit für uns bedeutet. Martin Luther hat all denen, die permanent beschäftigt und besorgt waren - zu denen er übrigens selbst auch gehörte - gesagt: „Man dient Gott auch durch Nichtstun, ja, durch nichts mehr als durch Nichtstun.“

Ja, das gilt es manchmal neu zu entdecken – das Nichtstun als Gottesdienst, und zwar auch um Gottes Stimme neu zu hören.

III.

Ein dritter und letzter Punkt. Luther hat Gott neu entdeckt. Das hat für ihn ganz praktisch bedeutet. Sich jeden Tag neu Gott anzuvertrauen und im Vertrauen auf Gott zu leben.

Bei ihm klingt das so: „Gott hat uns das Meiste und Allergrößte gegeben, das Leben, und will uns auch das ewige Leben geben; darum sollen wir ihm auch das Geringste, die Sorge um den Leib anvertrauen.“

Gott anvertrauen. Sich im Letzten und Tiefsten Gott anvertrauen. Mit den Sorgen um mich selbst, meine Gesundheit, mein Leben. Mit den Sorgen um die Menschen, die mir nahe sind. Mit den Sorgen um diese Welt. Im Gottvertrauen zu leben. Mit Hoffnung und Zuversicht leben.

Auf Gottes Gnade vertrauen - dazu ruft das Evangelium. Das hat Luther immer wieder gepredigt und auch versucht, selbst zu leben. Und das einer Welt, in der das Leben bestimmt bedrohter war, als es heute bei uns ist.

Kann ich wirklich auf Gottes Liebe vertrauen? Gibt es nicht so vieles in dieser Welt, was mich auch immer wieder durcheinanderbringt?

Mir hat erst vor kurzem jemand gesagt: „Es fällt mir sehr schwer an den lieben Gott zu glauben.“ In der Tat: Gott mutet Menschen auch manchmal viel zu. Und vielleicht müssen wir auch hier Gott neu entdecken. Es ist wohl doch ein Unterschied, ob wir an den „lieben Gott“ glauben oder an „Gottes Liebe“. Oder wie es die Bibel sagt: An Gott, der die Liebe ist. Gott führt Menschen manchmal an tiefe Punkte, wo Glauben dann nur noch das „Dennoch“ ist. „Dennoch halte ich fest an dir, denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.“ so heißt es in einem Psalm. Auch wenn ich dich jetzt nicht verstehe, halte ich mich fest an deiner Liebe, Gott!

Warum geht das?

Für Luther war der Blick auf Christus ganz wichtig: „Der Herr Christus ist gestorben und begraben – ich auch. Er ist danach erstanden und aufgefahren in den Himmel – ich auch.“ Glauben heißt: mit Christus verbunden zu sein - im Leben und im Sterben. Und so wie Gott in ihm Leiden und Tod besiegt hat, wird er es auch für mich tun.

Dieses Vertrauen braucht immer wieder neue Nahrung. Damit das Vertrauen nicht entschwindet, ist es nötig, immer wieder auf Gottes Wort zu hören und zu beten. Wenn es richtig e es schwierig war, dann hat Luther viel gebetet. So hat er es mal gesagt. Mit Vorliebe „ein Vaterunser oder ein Psälmchen“.

Ja – und eins hilft ganz besonders, um immer wieder neu das Vertrauen zu stärken: Das ist die Musik. Nicht zuletzt deshalb gibt es heute viel Musik. Warum?

Die Welt ist schön und manchmal aber auch schwer zu ertragen – gewissermaßen voller übler Gerüche. Und da ist es gut, wenn es so etwas Wunderbares, Wohltuendes wie die Gottesgabe der Musik gibt. Das habe ich jetzt in wohl gewählten Worten gesagt. Bei Luther klingt das so:

„Wenn unser Herr Gott in diesem Leben in das Scheißhaus schon solche edle Gaben wie die Musik gegeben hat, was wird in jenem Leben geschehen, wo alles ganz vollendet und von himmlischer Freude sein wird?“

Martin Luther und mit ihm viele andere haben Gott neu entdeckt - für sich selbst, die Kirche und diese Welt – als Kraft zum Leben. Wir haben gesagt. Wir setzen nach dem Reformationsjubiläum keinen Punkt, sondern einen Doppelpunkt.

Warum? Weil wir und diese Welt immer wieder neu brauchen, was Gott uns schenkt: Liebe, Freiheit und Gottvertrauen.  

Und der Frieden Gottes, der höher ist als unsre Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen

 

 

 

Wort des Präses der Kirchensynode, Ulrich Oelschläger

30.10.2017, 500 Jahre Reformation, Festgottesdienst Wiesbaden, Lutherkirche

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie könnte man das Reformationsjubiläum besser feiern, als mit einem musikalischen Festgottesdienst? Vor 500 Jahren war die Musik fast so wichtig wie der Buchdruck, um die neuen reformatorischen Gedanken zu den Menschen zu bringen. Tatsächlich war für Martin Luther die Musik ein „Geschenk und eine Gabe Gottes“. Er liebte sie. Und er nutze sie, um auch einmal die „Traurigkeit“ zu vertreiben. Musik ist aus dem evangelischen Leben bis heute nicht wegzudenken.

Ich danke deshalb an diesem Abend besonders der Evangelischen Singakademie Wiesbaden mit ihren jungen Sängerinnen und Sängern sowie dem Kammerchor des Bachchors Wiesbaden und dem Bachorchester für die Begleitung. Danke auch den hessen-nassauischen Bläsern „BiHuN“ für ihre Klänge. Und ein Dankeschön an alle in der Gemeinde, im Dekanat und der Kirchenverwaltung, die diesen Gottesdienst und die noch kommende „Nacht der Reformation“ durch ihr Engagement möglich gemacht haben.

Das 500. Jahr des Thesenanschlags neigt sich mit dem 31. Oktober dem Höhepunkt entgegen. In der hessen-nassauischen Kirche haben wir das Jubiläum mit fast 10.000 Sonderveranstaltungen gefeiert. Es wuchs von der Basis her und war ein echtes Beteiligungsjubiläum. Vor Ort sind viele neue Verbindungen entstanden, zum Beispiel mit Kultureinrichtungen oder Kommunen. Das wollen wir vertiefen. Und: Wir haben die Reformation in diesem Jahr an vielen Orten ökumenisch gefeiert. In Worms wurde z.B. eine Lichtbrücke vom Dom zur weit entfernten Lutherkirche im Westen der Stadt geschlagen. Das und vieles andere macht Hoffnung auf mehr.

Am 31. Oktober ist nun das Reformationsjubiläum vorbei. Nicht aber die Reformation. Sie geht weiter. „Gott neu entdecken“ war das Motto, unter das wir unser Jubiläum gestellt haben. Ich hoffe, dass viele in diesem Jahr Gott neu für sich entdecken konnten, so wie es Martin Luther vor 500 Jahren tat. Das bleibt auch eine Aufgabe über den 31. Oktober 2017 hinaus. Die Aufgaben und Herausforderungen gehen uns nicht aus.

Themen-Special zum Reformationsjubiläum

Gott neu entdecken


top