Als Notkirche aus Trümmern gebaut
70 Jahre Pankratiuskapelle in Gießen
Die Kirche wurde 1949 aus den Trümmern der am 6. Dezember 1944 zerbombten Stadtkirche nach Plänen des berühmten Architekten Otto Bartning erbaut. In einer Zeit der materiellen Entbehrung nach dem Krieg wurde die am 2. Oktober 1949 eingeweihte Kapelle als „Notkirche“ bezeichnet. Für Dr. Matthias Ludwig vom Marburger Institut für Kirchenbau zeigten sich in dem Nachkriegsbau drei Aspekte, wie er bei einem Vortrag kürzlich in Gießen erläuterte: So lasse sich in ihr mit etwas Hintergrundwissen ein typischer Sakralbau der Nachkriegszeit sehen, ein Kunstwerk mit philosophischem Anspruch und außerdem eine Mahnung zur Bescheidenheit.
„Mahnung zur Demut“
Konstruiert aus Holzbalken, Trümmersteinen und Stahl seien die 43 in Deutschland errichteten "Notkirchen" von Bartning zugleich als "Zeichen der Not" und "Mahnung zur Demut" gedacht gewesen. "Er wollte einen Aufbruch in der Wüste der Trümmer symbolisieren", erklärte der Experte. Unmittelbar nach Kriegsende konnte der Neustart selbstredend nur bescheiden ausfallen. Der außerhalb kleiner Fachkreise heute fast vergessene Architekt machte aus der Not kurzerhand eine Tugend - und entwickelte so etwas wie eine sakrale Serienproduktion mit Fertigbauteilen.
Die Pankratiuskapelle war Gottesdienstort für zwei Innenstadtgemeinde, die Markus- und die Matthäusgemeinde, die 2004 zur Pankratiusgemeinde fusionierten. Seit langem ist die Kapelle auch ein beliebter Ort für Konzerte und Lesungen. So traten etwa jahrelang im Advent „Die drei Stimmen“ mit ihren Benefizkonzerten für die Behindertenseelsorge vor überfüllten Kirchenbänken auf
Festprogramm
Der Gießener Stadtarchivar Dr. Ludwig Brake wird am 18. 10., 19.30 Uhr einen Vortrag zur Baugeschichte der Kapelle und der Nachkriegs-Innenstadt halten.
Musikalisch gratuliert das A-Capella-Quartett „Die Schmachtigallen“ mit einem Konzert am Samstagabend, 19.10.. 19.30 Uhr, zu dem der Eintritt frei ist. Allerdings müssen wegen der zu erwarteten großen Nachfrage die Karten dafür vorher im Gemeindebüro, Georg-Schlosser-Straße 7, oder im Kirchenladen geholt werden.
Am Sonntag, 20.10., 10 Uhr predigt der Propst für Oberhessen, Pfarrer Matthias Schmidt, in der Pankratiuskapelle. Anschließend wird zum Empfang eingeladen.
Wikipedia zur Baugeschichte und Architektur der Pankratiuskapelle