Fronleichnam
Fronleichnam aus evangelischer Perspektive
Martin Luther hatte für Fronleichnam kein gutes Wort übrig. Er schrieb: „Ich bin keinem Fest mehr feind als diesem. Denn da tut man alle Schmach dem heiligen Sakrament, dass man's nur zum Schauspiel umträgt und eitel Abgötterei damit treibet.“ Karfreitag und Fronleichnam waren früher Kampftage der Konfessionen. Man erzählt, am Karfreitag, den manche für einen rein evangelischen Feiertag hielten, klopften Katholiken mit Karacho Teppiche. Dafür hätten sich Protestanten an Fronleichnam mit demonstrativem Wäschewaschen revanchiert.
Das Fest Fronleichnam gibt es seit dem 13. Jahrhundert. Das Wort bedeutet ursprünglich „Leib des Herrn“. Es hängt theologisch zusammen mit der so genannten Transsubstantiations-Lehre, die ein Konzil im Jahr 1215 zum Dogma erhoben hatte.
Im Neuen Testament sagt Jesus beim Abendmahl über Brot und Wein: „Dies ist mein Leib. Dies ist mein Blut.“ Diese Sätze deutet das katholische Dogma so: Brot und Wein wandeln sich bei jeder Feier der Eucharistie wirklich in den Leib und das Blut Christi. Sie sind nicht mehr Brot und Wein, sondern Leib und Blut Christi.
Keinen Tropfen von Christi Blut verschütten
Und sie bleiben es nach dieser Vorstellung auch, wenn die Messe zu Ende ist. Darum trinkt der katholische Priester den Abendmahlswein bis zum letzten Tropfen und wischt den Kelch aus, damit kein Blut Christi verschüttet wird. Übrig gebliebene Hostien werden im Tabernakel verwahrt. An Fronleichnam wird die gewandelte Hostie als der Leib des Herrn in feierlichen Prozessionen durch die Straßen getragen.
Auch Martin Luther glaubte an die leibhaftige Gegenwart Christi beim Abendmahl. Doch er lehnte es ab, darüber zu spekulieren, wie sich Leib und Blut Christi dingfest machen lassen. Nach evangelischem Verständnis ist Christus beim Abendmahl „in, mit und unter Brot und Wein“ real präsent. Seine Gegenwart ist ein Ereignis und lässt sich nicht in Substanzen festhalten. Mit Christus verbunden zu sein, ist ein Geschehen des Glaubens.
Eine Anbetung der Hostie kam für Martin Luther also nicht in Frage, noch viel weniger für die Reformierten Schweizer Prägung, die dem Abendmahl ohnehin nur symbolische Bedeutung beimessen.
Bei vielem, was Katholiken und Evangelische in der dogmatischen Lehre trennt, das haben sie gemeinsam: Den Glauben an die Verbundenheit mit Christus.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen evangelisch und katholisch