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Dekanatsynode

Kirche aktiv im gesellschaftlichen Veränderungsprozess

Dr. Gabriel Brand - hier vor der Dekanatssynode - ist Pfarrer für "Gesellschaftliche Verantwortung" im Evangelischen Dekanat Gießen

Die evangelische Kirche will sich aktiv am gesellschaftlichen Veränderungsprozess beteiligen und den bevorstehenden grundlegenden Wandel mitgestalten, sagte Pfarrer Dr. Gabriel Brand in einem Vortrag vor dem Kirchenparlament des Evangelischen Dekanats Gießen. Als Beispiele nannte Brand bei der Dekanatssynode am 22. September die Bereiche Umwelt und Klima, soziale Gerechtigkeit oder Migration.

„Die Welt ist im Umbruch und wir als Kirche sind ein Teil eines großen Transformationsprozess, auch wenn wir heute noch nicht wissen, wie die Gesellschaft und die Kirche in einigen Jahren aussehen werden“, sagte Pfarrer Dr. Gabriel Brand in einem Vortrag vor dem Kirchenparlament des Evangelischen Dekanats Gießen. Als Beispiele nannte Brand, der Pfarrer für „Gesellschaftliche Verantwortung“ im Dekanat ist, die Bereiche Umwelt und Klima, soziale Gerechtigkeit oder Migration. Die Dekanatssynode tagte am Freitag, 22. September, in der Martinsgemeinde Heuchelheim-Kinzenbach.

"Kollektiv im Krisenmodus - auch die Kirche"

Die Gesellschaft ist „kollektiv im Krisenmodus angekommen“, betonte Brand. Bei dem Versuch, die Krisen zu bewältigen, komme es zu Konflikten, sagte Brand und nannte als Beispiele die Auseinandersetzungen um das Heizungsgesetz oder die Kindergrundsicherung, sowie Auseinandersetzungen um die Frage der Mobilität, wie sie sich lokal in der Kontroverse um den Verkehrsversuch in Gießen widerspiegele.

Die Kirchen selbst sind ebenfalls in der Krise, erleiden einen Mitgliederrückgang und erfahren Ansehensverlust, räumte Gabriel Brand ein. Meinungsumfragen zeigen, dass das Vertrauen in die Kirchen zur Lösung der gesellschaftlichen Krisen schwindet, erläuterte Brand. „Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass Kirche als Akteurin in der Öffentlichkeit, gesellschaftlichen Bewegungen und politischen Gremien einen Platz hat.“ Das aber befreie sie von gesellschaftlichen Erwartungen und politischen Anforderungen und ermögliche es der Kirche und einzelnen Christen, sich aus dem Glauben heraus für Veränderungen zu engagieren.

Menschen am Rand zuwenden

Der Anspruch auf gesellschaftliche Mitwirkung der Kirchen erwächst aus dem christlichen Auftrag, sich Menschen in Not und am Rand der Gesellschaft mit Barmherzigkeit zuzuwenden, so der Theologe. Für den sozialen Dienst der Diakonie und das kirchliche Engagement in Kindertagesstätten und Schulen, beim Schutz von Lebewesen, bei Seelsorge und individueller Krisenbewältigung, erkennt Gabriel Brand noch immer hohe Anerkennung.

Die Kirche habe heute den Auftrag, verschiedenste gesellschaftliche Lager miteinander ins Gespräch zu bringen, bevor Kommunikation abbricht. Zugleich soll sie sich selbst in die gesellschaftliche Debatte einmischen, um den Blick immer wieder auf benachteiligte Menschen zu lenken oder um Hoffnung und Zuversicht in den Zeiten der Krise zu stärken.
Der Vortrag von Dr. Gabriel Brand  - PDF-Download

Reichen die gegenwärtigen Strukturprozesse in der Kirche?

Zuvor hatte der Dekanatsvorsitzende, Gerhard Schulze-Velmede, von „erschreckenden Kirchenaustrittszahlen mit all ihren Konsequenzen“ für die Kirchengemeinden und die kirchliche Arbeit gesprochen. Womöglich greifen die gegenwärtigen Strukturprozesse, „die wir mit viel Aufwand betreiben“, noch zu kurz, sagte der Vorsitzende in seinem Bericht an das Kirchenparlament. Gegenwärtig organisieren Kirchengemeinden in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) die enge Zusammenarbeit benachbarter Gemeinden, um finanzielle und personelle Ressourcen zu bündeln und die kirchlichen Aufgabenfelder neu zu beschreiben. Er sehe die evangelische Kirche im Umbruch und im Aufbruch und habe die Gewissheit, „dass das Wort Gottes gehört wird und die Zuwendung zu den Menschen ihren wichtigen Platz hat“.

Nachbarschaftsräume und Gesamtkirchengemeinden

In den zurückliegenden zwei Jahren sind im Evangelischen Dekanat Gießen sechs Nachbarschaftsräume gebildet worden, in denen die Gemeinden gemeinsam ihre Verwaltung organisieren, zusammen den Verkündigungsdienst und die Gottesdienste planen und miteinander den Bedarf an Räumen und Gebäuden berechnen und über die Zukunft der bestehenden Gebäude entscheiden.

Darüber hinaus haben sich Kirchengemeinden zu Gesamtkirchengemeinden zusammengeschlossen. Im Gießener Norden gibt es das seit längerem mit den Gemeinden Michael, Paulus und Thomas. Der Dekanatsvorsitzende berichtete nun von weiteren Zusammenschlüssen zum 1. Januar 2024. Im Gießener Osten werden die Andreas-, Luther- und Wicherngemeinde eine Gesamtkirchengemeinde bilden. Auch die bereits bestehende Gesamtkirchengemeinde Gießen-Mitte aus der Lukas- und der Pankratiusgemeinde, wird dann um die Petrus- und die Stephanusgemeinde vergrößert. Und die evangelischen Gemeinden in den Gießener Stadtteilen Allendorf und Kleinlinden bilden ebenfalls eine Gesamtkirchengemeinde.

Zu den gegenwärtig noch 25 Gemeinden im Dekanat Gießen gehören rund 45.000 Kirchenmitglieder.


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