"Evangelisch in Biebertal"
Mit dem Gemeindebrief zur Zusammenarbeit
Biebertal. Mit dem neuen, gemeinsamen Gemeindebrief „Evangelisch in Biebertal“, der mit einer Auflage in Höhe von 4.600 Exemplaren verteilt wird, zeigen die Kirchengemeinden am Dünsberg, dass sie künftig eng zusammenarbeiten werden. Am 1. Februar haben die Gemeinden bereits ein gemeinsames Büro im Evangelischen Gemeindehaus Rodheim, Pfarrgasse 17, eröffnet.
Kooperation ist "Bereicherung und Chance"
Im Mittelpunkt des 40-seitigen Gemeindebriefs für Bieber, Fellingshausen, Frankenbach, Krumbach, Königsberg und Rodheim-Vetzberg stehen Berichte und Informationen über das Gemeindeleben und die angestrebte Zusammenarbeit sowie der Gottesdienstplan aller Gemeinden, erläutern Kerstin Herrmann und Lisa Wahl (beide Krumbach), die ehrenamtlich mitarbeiten. Anfangs hätten sie „ein gewisses Unbehagen vor dem Unbekannten“ bei der Zusammenarbeit gespürt. Doch bei der praktischen Redaktionsarbeit haben sie Kooperation „als Bereicherung und Chance erlebt“.
Als "Team" für die Biebertaler da sein
Auf den ersten Blick ändere sich durch die angestrebte Kooperation wenig für die Gemeindemitglieder, schreibt Pfarrerin Christin Neugeborn im Gemeindebrief. „Es kann aber sein, dass künftig öfters ein Gesicht aus einer Nachbargemeinde auf der Kanzel auftaucht.“ Die gegenwärtig vier Pfarrer seien „als Team“ für die Biebertaler da. Der Mitgliederrückgang, die vielen Ruhestandsversetzungen von Pfarrerinnen und Pfarrer und die insgesamt weniger werdenden Pfarrstellen müssten durch strukturelle Veränderungen und Konzentration der gemeindlichen Kräfte aufgefangen werden. Im Vordergrund stehe, dass Pfarrerin und Pfarrer „weiterhin verlässlich vor Ort sein“ wollen.
Gemeinsames Gemeindebüro bietet längere Sprechzeiten
Über das neue Gemeindebüro für Biebertal (mit Ausnahme von Königsberg) schreibt Pfarrer Günter Schäfer, dass dadurch längere Sprechzeiten, als sie eine einzelne Gemeinde anbieten könne, möglich sind. Kirche sei besser erreichbar und „gegenseitige Vertretung sorgt dafür, dass nichts liegen bleibt“, so Schäfer. Hintergründe dieser Kooperationen sind vor allem höhere gesetzliche Anforderungen sowie neue Abrechnungssystem und Verwaltungsprogramme. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) fördert die Zusammenlegung von Gemeindebüros finanziell, um Pfarrerinnen und Pfarrer von Verwaltungsarbeiten zugunsten der Seelsorge und Verkündigung zu entlasten.
Interview, Konzertankündigungen, gemeinsamer Gottesdienstplan und mehr
In dem neuen Gemeindebrief, der bisherige ersetzt bzw. für Frankenbach und Krumbach zum ersten Mal erscheint, wird auch der neue Pfarrer Daniel Schweizer vorgestellt. Er wird am 1. März in Fellingshausen im Gottesdienst eingeführt und will „Kirche vor Ort sinn-voll und geist-reich gestalten und zu einem Sehnsuchtsort machen, den die Menschen gerne aufsuchen“, wie er es im Interview beschreibt.
Im Gemeindemagazin finden sich außerdem theologische Überlegungen zum Miteinander der Generationen von Pfarrer Claus Becker und Ideen für die künftige Arbeit mit Kindern und Familien von dem Gemeindepädagogen Christian Kammler. Neben Gemeindeporträts, Konzert- und Veranstaltungsankündigungen erscheint auch eine Darstellung der Vernetzung der evangelischen Kitas. Gemeinsam dafür sorgen, dass kirchliche Kindertageseinrichtungen „Horte des Lebensvertrauens“, der „(Herzens-)Bildung“ und der Begegnung mit christlicher Hoffnung und Zuversicht sind, sei Kern der Kooperation, schreibt Pfarrerin Neugeborn, die zum Redaktionsteam gehört.
Logo für die Kooperation von sechs Gemeinden
Auf dem Titelblatt und an vielen Stellen im neuen Gemeindebrief kennzeichnet ein gemeinsames Logo die Kooperation der Gemeinden. Der Dünsberg mit dem charakteristischen Fernmeldeturm, umschlossen von einem typisch evangelisch lila gefärbten Himmel, fußt auf den sechs durch unterschiedliche Farbfelder symbolisierten Gemeinden. Das Heft ist im Lauf eines halben Jahres entstanden. Im Spätsommer ließ sich der Redaktionskreis von den Pohlheimer Grafikerinnen, Eva und Marie Saarbourg, das Logo und ein Design-Konzept entwerfen. Gemeinsam mit dem Team aus Mutter und Tochter wurde dann die erste Nummer konzipiert.
Förderung des Gemeindebriefs durch das Dekanat
Finanziert wurde die professionelle Unterstützung vom Evangelischen Dekanat Gießen. „Der Dekanatsvorstand hielt die Idee eines gemeinsamen Gemeindebriefs für eine sehr gute Idee, weil er die Kooperation der Gemeinden im Raum Biebertal befördert.“ Der Dekanatsvorsitzende Gerhard Schulze-Velmede freut sich darüber, dass die Gemeinden das Miteinander anstreben. Das Dekanat hatte für 2019 einen Ideenwettbewerb zum Thema „Heimat. Lust auf Region“ ausgelobt.
Gemeindebriefe sind "unscheinbare Riesen"
Auch im Zeitalter von schnellen Info- und Social-Media-Kanälen wie Facebook, Instagram und Co bleibt der „scheinbar altmodische Gemeindebrief ein wertvolles Medium, um Kontakt zwischen Kirche und Gemeindemitgliedern zu knüpfen und zu halten“, sagt Matthias Hartmann. Der Öffentlichkeitsbeauftragte des Dekanats hat die Entstehung von der Konzeption bis zum Druckauftrag begleitet. Gemeindebriefe seien „unscheinbare Riesen“, denn sie erreichten einmal im Vierteljahr mindestens jeden evangelischen Haushalt. In einigen Orten wird „Evangelisch in Biebertal“, das mit einer Auflage von 4.600 Exemplaren erscheint, sogar in jeden Briefkasten gesteckt und öffentlich ausgelegt. Wichtig sei, Gemeindebriefe müssen zeitgemäß und ansprechend aussehen. „Selbst wenn sie zunächst ungehindert in den Briefkästen landen, entscheiden die Empfänger ganz rasch: Couchtisch oder Blaue Tonne“, so Hartmann.
Gemeinsamer Gemeindebrief stiftet Biebertaler Identität
Dekan André Witte-Karp ist überzeugt, dass die Arbeit am gemeinsamen Gemeindebrief gemeinsame Identität im evangelischen Biebertal stiftet. Seit seinem Amtsantritt im Oktober 2019 arbeitet Witte-Karp eng mit Pfarrerin, Pfarrern und den Kirchenvorständen, die sich sämtlich für die Bildung eines Kooperationsraumes ausgesprochen haben, zusammen. Gemeinsam mit ihnen überlegt er, wie der Pfarrdienst und das Gemeindeleben organisiert werden, insbesondere, wenn Pfarrer Günter Schäfer im Frühsommer nach mehr als dreißig Jahren Biebertal verlassen wird. „Abschiede tun weh“, nimmt Witte-Karp deutlich wahr. Der Dekan blickt aber auch zuversichtlich voraus: „Wenn wir unsere Kräfte konzentrieren, werden wir auch künftig als Kirche kraftvoll für die Menschen da sein.“