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Jahreslosung 2017

Neues Herz und neuer Geist: Aus Lebensangst wird Zuversicht

Ein Herz aus Händen

Ein Herz aus Händen

Volker Jung, Kirchenpräsident der EKHN, teilt seine Gedanken zur Jahreslosung 2017. Sie lautet: „Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“ (Hesekiel 36,26)

Von Kirchenpräsident Dr. Dr. h. c. Volker Jung

Das Herz ist ein besonderer Teil des Menschen. Es ist das Zentrum unseres Lebens, denn das Herz ist mehr als ein bloß leibliches Organ. Symbolisch steht es für das innerste Zentrum eines Menschen, der Ort, wo sich entscheidet, wie ein Mensch lebt.

„Er oder sie hat ein gutes Herz.“ Damit ist gemeint: Das ist ein Mensch mit viel Gespür für andere, mit gutem Geist und mit großer Hilfsbereitschaft. Wer das „Herz am rechten Fleck“ hat, ist ein offener und einfühlsamer Mensch. Unsere Wünsche sind oft „herzlich“. Wenn es nicht bloß eine Floskel ist, besagt das: Was ich dir wünsche, meine ich ehrlich. Es kommt aus meinem innersten Denken und Empfinden.

In der Jahreslosung für 2017 geht es um dieses innere Zentrum menschlichen Lebens. Die Worte stammen aus dem Buch des Propheten Hesekiel. Ihn beauftragt Gott, so erzählt es das Alte Testament, seinem Volk Israel zu sagen: „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“ (Hesekiel Kapitel 36, Vers 26) Gott möchte einen neuen Anfang machen. Das „steinerne“ Herz will Gott entfernen und ein neues Herz schenken. „Steinern“ sind die Herzen der Menschen, die Gottes Gebote nicht mehr achten. Weil sie den Respekt vor anderen Menschen verloren haben – besonders vor den Schwachen. In der Bibel werden in diesem Zusammenhang immer wieder Witwen, Waisen und Fremde genannt. So geht es nicht nur um das Herz einzelner Menschen, sondern auch um das Herz der Gesellschaft - nämlich darum, wie sich eine Gesellschaft um die kümmert, die besondere Hilfe brauchen.

Wie ist es heute um unser Herz bestellt? Ganz persönlich? Und wie um das „Herz“ der Gemeinschaft, in unseren Familien, in unseren Dörfern und Städten, in Deutschland, in Europa, in der Welt? Natürlich auch in unseren Gemeinden und in unserer Kirche. Wo sind die Herzen „steinern“ geworden? Wo haben sie sich verschlossen oder sind dabei, sich zu verschließen – vor anderen Menschen und vor Gott? Diese Fragen werden von den Worten des Hesekiel angestoßen. Zugleich richten die alten Worte den Blick auf das, was Gott Menschen immer wieder nahegebracht hat und bis heute nahe bringt: Gott schenkt neue Herzen und einen neuen Geist.

In unserer Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau feiern wir das 500. Jubiläumsjahr der Reformation unter dem Motto: „Gott neu entdecken“. Martin Luther hat beim Studium der Bibel erlebt, wie Gott sein Herz mit einem neuen Geist erfüllte, ihm ein neues Herz schenkte: Aus Lebensangst wurde neue Zuversicht und aus Höllenfurcht tiefes Gottvertrauen.

Weltpolitische Entwicklungen, andauernde Konflikte und Kriege, terroristische Bedrohungen und vieles mehr verunsichern zurzeit viele Menschen. Doch Angst ist kein guter Ratgeber, weil Angst die Herzen eng macht und „versteinern“ lässt. Diese

Angst bedroht unser persönliches und unser gesellschaftliches Innerstes, denn sie wirkt sich darauf aus, wie wir leben wollen. Wenn es der Angst gelingt, unser Herz zu versteinern, dann verlieren wir viel von unserer Herzlichkeit und unserer Mitmenschlichkeit.

Ich wünsche mir, dass Gott die Herzen vieler Menschen mit einem guten Geist erfüllt, mit einem Geist des Gottvertrauens, der Zuversicht, der Nächstenliebe und der Offenheit. Das wünsche ich auch unserem Land und ganz Europa, damit wir uns nicht verschließen. Nicht voreinander. Und nicht vor den Menschen, die bei uns Hilfe und ein neues Leben suchen. Gott schenkt einen neuen Geist und ein neues Herz. Darin stecken die Lebenskraft und die Lebensfreude, die von Gott kommen und die wir für das neue Jahr mit all seinen Herausforderungen brauchen.

Deshalb wünsche ich - von Herzen: ein gesegnetes neues Jahr!


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