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Bildungschancen

Studie zum Betreuungsschlüssel in Kitas

Die Bertelsmann-Stiftung hat eine aktuelle Studie zur Bildungsqualität in Kindertagesstätten vorgelegt. Danach habe sich der Betreuungsschlüssel seit 2012 zwar leicht verbessert, das Personal reiche aber noch lange nicht aus, um einen kindgerechten Standard zu sichern. Wie ist die Situation in den Kitas der EKHN?

Die Qualität der Bildung und Betreuung in deutschen Krippen und Kindergärten steigt, wie der aktuelle "Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme" der Bertelsmann Stiftung zeigt. Auf eine Kita-Fachkraft kommen im Durchschnitt weniger Kinder als noch vor drei Jahren. Bundesweit ist zum 1. März 2015 eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft für durchschnittlich 4,3 ganztags betreute Krippen- oder 9,3 Kindergartenkinder zuständig. Vor drei Jahren kamen auf eine Fachkraft noch 4,8 Krippen- beziehungsweise 9,8 Kindergartenkinder. 

Unterschiedliche Bildungschancen

Der Ländermonitor listet auch große Unterschiede zwischen den Bundesländern auf und somit die unterschiedlichen Bildungschancen je nach Wohnort eines Kindes. In Hessen kommen durchschnittlich 3,8 Kinder unter drei Jahren auf eine Erzieherin, bei den Kindern über drei Jahre sind es 9,8 Kinder pro Erzieher/in.

Angesichts der aktuellen Studie sprachen wir mit Sabine Herrenbrück, Leiterin des Fachbereichs Kindertagesstätten im Zentrum Bildung der EKHN.

Wie hoch ist der Personalschlüssel in evangelischen Kitas?

Sabine Herrenbrück: „Der Personalschlüssel in evangelischen Kindertagesstätten entspricht den von der Bertelsmann-Stiftung ermittelten Durchschnittswerten für Hessen und Rheinland-Pfalz. In Hessen erhalten die Kitas einen Stundenzuschlag über die vom Gesetzgeber zugeschlagenen Stunden hinaus für mittelbare pädagogische Arbeit (also Arbeit nicht mit den Kindern).“

Welche Verwaltungsaufgaben müssen Erzieher und Erzieherinnen erledigen?

Sabine Herrenbrück: „Die Verwaltungsarbeit der Erzieher und Erzieherinnen bezieht sich auf die Kinder und Familien. Das heißt vor allem die Dokumentation von Beobachtungen, die Vorbereitung und Durchführen von Elterngesprächen und die Vorbereitung der pädagogischen Arbeit.
Die Kita-Leitung hingegen übernimmt die gesamte Administration der Einrichtung wie Statistik, Korrespondenzen, Verwaltungsprogramme anwenden, Kooperation mit Fachstellen, Organisation der Abläufe. Diese Arbeit ist weder in Hessen noch in Rheinland-Pfalz mit Zeiten und Ressourcen unterlegt, so dass Leitungen angemessen für diese Aufgaben freigestellt werden können. Hier ist außerordentlicher Handlungsbedarf auf der Ebene des Gesetzgebers.“

Die Bertelsmann-Stiftung schlägt eine standardbasierte Finanzierungsbeteiligung des Bundes vor. Was halten Sie davon?

Sabine Herrenbrück: „Die Finanzierung der Kindertagesstätten ist ein immer wichtiger werdendes Thema. Es existieren zu große Unterschiede zwischen den Bundesländern. Die Finanzbeteiligung der Träger wird erwartet, aber ist entweder einseitig festgesetzt oder der freien Verhandlung mit den kommunalen Kooperationspartnern anheimgestellt. Das führt dazu, dass es abhängig von der Region ist, wie Einrichtungen ausgestaltet sind und welche zeitlichen Ressourcen vorgehalten werden.
Eine grundsätzliche Neubetrachtung der Kitafinanzierung unter Berücksichtigung von Bund, Ländern und Kommunen ist wünschenswert, insbesondere wenn die Beteiligung der Träger dadurch geregelt und deren Engagement in finanzieller und ideeller Hinsicht gewürdigt wird.“

Die Qualitätsentwicklung in den evangelischen Kitas in der EKHN hilft, trotz knapper Ressourcen ein qualitativ gutes Angebot zu gewährleisten. Ersetzt erfolgreiche Qualitätsentwicklung die politische Forderung nach besseren Rahmenbedingungen?

Sabine Herrenbrück: „Angesichts knapper Ressourcen trägt die Qualitätsentwicklung dazu bei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und mit den vorhandenen Ressourcen effektiv umzugehen, sie bedarfsgerecht einzusetzen. Man schaut strukturiert und systematisch auf die Arbeit. Durch systematische Dokumentation kann auf gemachte Erfahrungen zurückgegriffen werden. Qualitätsentwicklung hilft Zeit zu sparen. Ein besserer Personalschlüssel ist dennoch wünschenswert.“

Frau Herrenbrück, wir danken Ihnen für das Gespräch.


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