Stadtgärtnern mit der Evangelischen Studierenden Gemeinde
Urban Gardening Projekt
„Wir haben Kartoffeln, Erbsen, Bohnen, Möhren, Pastinaken, Radieschen und Kohlrabi“, zählt Magnus Pentzlin auf. „Und Blumen, fürs Auge“ ergänzt er. Junge Leute der Evangelischen Studierendengemeinde Gießen (ESG) haben das Gemüse mitten in der Stadt angepflanzt. Zwischen der Propstei Oberhessen in der Lonystraße und dem Stadtjugendpfarramt in der Südanlage liegt das kleine Paradies. Nur der ferne Verkehrslärm der Innenstadt weist auf den zentralen Standort hin. "Urban Gardening", das Stadtgärtnern ist für die Studierenden ein grüner Ausgleich zum Lernstress. "Außerdem schmeckt das Essen hinterher besser, wenn man die Zutaten selbst geerntet hat", findet der Medizinstudent, der sich freiwillig für die Planung und Organisation des Gartenprojekts gemeldet hat.
Stadtgärtnern - grüne Oase in Gießen
"Der Garten ist ein Kleinod, eine grüne Oase in der Stadt", sagt ESG-Pfarrerin Jutta Becher. Bereitgestellt hat das Grundstück, das mit dem Fahrrad in fünf Minuten vom ESG-Haus in der Henselstraße zu erreichen ist, Propst Matthias Schmidt. Wo die Studenten jetzt die Erbsen ernten, befand sich noch im April eine Rasenfläche, die die Studierenden abgestochen haben. Anschließend wurde der feste Boden per Hand aufgelockert, ehe es ans Säen ging. Hinter den Erbsen haben die Kartoffelpflanzen bereits eine ansehnliche Höhe erreicht. Manches was von den Gewitterschauern der letzten Wochen umgelegt wurde, hat sich wieder erholt
Radieschen für das gemeinsame Frühstück
Magnus kennt sich gut aus. Sein Vater ist Landwirt in Mecklenburg-Vorpommern, seine Mutter hat einen großen Garten. „Da kommt es wohl her, dass ich so eine Verbundenheit zur Natur habe“, erklärt Magnus. Er hat sich dort viel Wissen angeeignet, das er nun im kleineren Rahmen anwendet: "Die Erbsen und Bohnen reichern den Boden mit Stickstoff an. Im nächsten Jahr könnte man an dieser Stelle Porree säen." Denn für das Wachstum des anspruchsvollen Lauchgewäches sei Stickstoff sehr wichtig. Die Buschbohnen wurden erst später ausgesät, hier brauchen die Hobbygärtner noch etwas Geduld. Auch die Salatpflanzen sind noch winzig klein. Nebenan wachsen die Radieschen, die jetzt reif sind.
Die will Hannah Vehrs für einen Salat zum gemeinsamen Frühstück in der ESG mitnehmen. Magnus weist die Sprachen-Studentin mit Augenzwinkern an, nicht versehentlich die zwischen den Radieschen gedeihenden, aber noch sehr kleinen Kohlrabi mit zu ernten. Zur Selbstversorgung der kompletten ESG reicht der rund 60 Quadratmeter große Garten zwar nicht, aber er wirft doch genug ab für das eine oder andere Essen.
Gemeinsam pflegt die Garten-Gemeinde das Paradies
ESG-Pfarrerin Jutta Becher betrachtet denn den Garten auch aus einer anderen Perspektive. „Die Studierenden haben hier mitten in der Stadt die Möglichkeit, ein wirklich nachhaltiges Projekt mit ihrer Hände Arbeit zu machen und sich über Ergebnisse zu freuen.“ So kommt die Schöpfung nicht nur abstrakt in den Andachten vor. „Hier hat sich eine Garten-Gemeinde gebildet, die dieses kleine Paradies gemeinsam pflegt.“ Neben dem Gemüse aus eigenem Anbau und dem körperlichen Ausgleich zur Schreibtischarbeit sieht Pfarrerin Becher in dem Stadtgärtnern-Projekt auch noch weitere Vorteile. Die Studierenden können hier "den Faden zur Natur behalten" und gleichzeitig lernen, auch mit Misserfolgen umzugehen - denn "manchmal wächst einfach nichts". Aber derzeit sieht es gut aus - auch, weil die Studierenden viel Zeit investieren. Zunächst wurde das Gartenprojekt zeitlich begrenzt für ein Semester angelegt, aber vielleicht geht es im nächsten Frühjahr weiter - dann mit Gurken und Tomaten. "Das sind sehr anspruchsvolle Pflanzen, da haben wir uns diesmal noch nicht ran getraut", so Pentzlin.