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Weihnachtsbotschaft des Kirchenpräsidenten

Kirchenpräsident Dr. Volker Jung

Seit langem schreibt der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau für die Leser:innen der beiden Gießener Zeitungen eine Weihnachtsbotschaft. "Friede auf Erden!" erscheint Heiligabend in den Zeitungen.

Friede auf Erden!

Von Kirchenpräsident Dr. Dr. h.c. Volker Jung

Frieden auf Erden! – Das steht mitten in der Weihnachtsgeschichte. Es sind Worte aus dem Gesang der Engel in der Heiligen Nacht. Die Szene spielt bei den Hirten auf dem Feld. Plötzlich ist der Himmel erleuchtet. Ein Engel spricht zu den erschrockenen Männern und Frauen: „Fürchtet euch nicht! Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ Und dann redet er über das Kind in Windeln im Stall in Bethlehem. Die Worte sind eine Predigt. So hat der Reformator Martin Luther das einmal erklärt. Und er hat weiter gesagt: „Auf eine Predigt gehört ein fröhlicher Gesang.“ Der Gesang der Engel antwortet auf die Engelspredigt. Bis heute gehört er fest zur Liturgie christlicher Gottesdienste: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erde bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

Die Menschen des Wohlgefallens sind alle Menschen. Frieden auf Erden ist der Wunsch Gottes für alle seine Menschenkinder. Das Kind in der Krippe ist das große Zeichen Gottes dafür, dass Gott Frieden will. Das Kind wird später als erwachsener Mensch über den Frieden reden. Er wird sagen: „Selig sind die Friedensstifter.“ Und wird zur Liebe rufen – zur Nächstenliebe und zur Feindesliebe. Er selbst wird nicht als König triumphieren. Sein Leben steht dafür, dass Frieden nicht mit Waffen und Gewalt gemacht werden kann. Frieden kann nur werden, wenn die Menschen dazu bereit sind – aus ihrem Innersten heraus, aus ihren Herzen.

Wie wahr das ist, erleben wir Tag für Tag. Es gibt keinen Frieden, wenn Menschen unversöhnlich gegeneinanderstehen. Wenn die einen über die anderen herziehen, beschimpfen und verfluchen oder wenn gar Gewalt angedroht wird. Wie schnell werden aus drohenden Worten Taten. Das ist immer wieder erschreckend. Das ist so, wenn Nationen um Macht kämpfen. Das ist so, wenn mitten in einer Gesellschaft Verdacht und Hass geschürt wird. Und es ist auch so, wenn dort gestritten wird, wo die Geborgenheit am wertvollsten ist – unter Freundinnen und Freunden und in Familien.

Würde der Chor der Engel aus der Heiligen Nacht in diesem Jahr singen, wäre der Gesang wohl besonders eindringlich. Die Corona-Pandemie fordert uns alle sehr. Der Stress ist groß, die Nerven liegen blank. Um die Krise zu bewältigen, braucht es viel innere Kraft und viel Besonnenheit. Es braucht viele Menschen, die guten Willens sind. Nach wie vor geht es darum, sich selbst und andere zu schützen. Ja, es kann dabei auch immer Streit geben, wie sich das am besten machen lässt. Aber das Ziel sollte doch klar sein und der Umgang miteinander fair und respektvoll.

Frieden auf Erden! – Die Engel werden es aller Voraussicht nach nicht so singen wie damals in der Heiligen Nacht auf den Hirtenfeldern in Bethlehem – bei offenem und hell erleuchtetem Himmel. Aber ihr Gesang ist in der Welt und die große Botschaft vom Frieden Gottes für alle Menschen. Wir können es machen wie die Hirten: Hingehen und schauen und danach erzählen – vom Kind in der Krippe und der Friedensbotschaft Gottes. Oder besser noch: Das Lied vom Frieden selber singen. Die Engel würden sich freuen. Gott sowieso. Und das Kind in der Krippe natürlich auch.

Ich wünsche Ihnen ein frohes, friedliches und gesegnetes Weihnachtsfest!

Ihr

Volker Jung


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