Internationales Work Camp
Abwechslung für Geflüchtete
Für die Geflüchteten waren die Angebote der Gruppe "eine willkommene Abwechslung im Alltag der Einrichtung", sagt Zena El-Jaaran, Koordinatorin für Projekte und Ehrenamtliche Arbeit mit Geflüchteten im Evangelischen Dekanat Gießen.
Seit 16 Jahren gibt es das Workcamp in Zusammenarbeit mit der Ev. Petrusgemeinde, der Organisation „ICJA Freiwilligenaustausch weltweit“ (vormals Christlicher Friedensdienst) und dem Regierungspräsidium Gießen. Für Zena El-Jaaran ist das Engagement der jungen Leute Ausdruck des aktiven Einsatzes für eine menschliche Gesellschaft, zugleich sind die jungen Menschen Multiplikatoren in anderen EU-Ländern und können die positiven Eindrücke mit Geflüchteten weitertragen.
Im Gespräch erzählen die jungen Leute, sie wollten sich unmittelbar und hautnah informieren über Flucht und Asyl. Sie fühlen sich als Studierende in westeuropäischen Ländern als privilegiert und wollten gerne etwas für andere Menschen tun. Anais, Design-Studentin aus Frankreich, berichtet, sie habe mit den Geflüchteten gezeichnet und gemalt, dabei konnten die Teilnehmende ihre Herkunft und ihre Geschichte darstellen.
Anna aus der Ukraine, die vor einem Jahr nach Deutschland flüchtete und heute in Frankfurt lebt, mochte etwas von der Gastfreundschaft zurückgeben, die sie selbst erfahren hat. Sie wollte ehrenamtlich helfen und Lachen in das Camp bringen. Sie hat sportliche Spiele, aber auch Bastelarbeiten organisiert. Besonders gerührt hat sie, dass die Kinder im Camp sich schon ab dem zweiten Tag die Ankunft der Freiwilligen erwartet und sich auch die Erwachsenen über die Abwechslung gefreut haben. Julia, die in Spanien Psychologie studiert, war von der positiven Grundeinstellung und der Hoffnung der Menschen beeindruckt, auch derjenigen, die tragische Fluchtgeschichten hinter sich haben oder wenig Aussicht auf Asyl in Deutschland haben.
Eva aus Italien, die Jura und Politik studiert, hat die Atmosphäre in der Aufnahmeeinrichtungen, die umzäunt, abseits der Innenstadt liegt, zunächst bedrückt. Sie hat die ungewisse Situation und das quälende Warten und die Lethargie der Geflüchteten gespürt, aber auch die Einsamkeit und Isolation von Menschen, die sich nur schlecht sprachlich ausdrücken können
Das Workcamp mit Geflüchteten in Gießen gibt es seit 16 Jahren. Geschlafen und gegessen wurde im Gemeindehaus der Evangelischen Petrusgemeinde im Wartweg. Vormittags und abends erlebten sie Exkursionen in die Innenstadt, nach Marburg, Frankfurt oder Siegen, mit Besuchen von Kunstausstellungen, zu Gruppen, die sich für Geflüchtete engagieren oder zum Gespräch mit den Asylverfahrensberaterinnen des Evangelischen Dekanats in der HEAE. Nachmittags fuhren sie zum Einsatz in der Erstaufnahmeeinrichtung.
Das Gießener Workcamp mit dem Schwerpunkt in der EAEH sei etwas Besonderes, betont Nikolaus Ell von ICJA Freiwilligenaustausch weltweit. "Das liegt an dem Engagement der Petrusgemeinde und des Evangelischen Dekanats Gießen." ICJA sendet jährlich weltweit rund 300 junge Erwachsene zu Workcamps sowohl in Deutschland als auch weltweit. Sie arbeiten im Umweltschutz, in der ökologischen Landwirtschaft, in der Denkmalpflege oder für Friedensprojekte oder mit Kindern und Jugendlichen. ICJA möchte, dass die Teilnehmenden mit Geflüchteten in Kontakt treten, um mehr über ihre Geschichten, Schwierigkeiten und Perspektiven erfahren zu können.