Ausbildungsjahr gestartet
Azubimangel - nicht bei der Kirche
Frau Kramer, Sie haben in den letzten zwei Jahren in der Kirchenverwaltung fünf neue Azubis eingestellt. Drei machen eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten und zwei machen ein duales Studium im Bereich Public Administration. Was ist nach knapp einem Tag Ihr erster Eindruck von den neuen Azubis?
Arnold-Kramer: Anfangs sind die neuen Azubis noch sehr schüchtern, was am ersten Tag aber auch ganz normal ist, vor allem bei den jüngeren Verwaltungsfachangestellten. Das Besondere in diesem Jahr ist, dass wir auch einen Flüchtling aus dem Iran zum Verwaltungsfachangestellten ausbilden. Das ist natürlich für beide Seiten eine große Herausforderung, vor allem was die deutsche Sprache angeht. Insgesamt finde ich, dass alle Azubis sich gestern sehr interessiert an ihrem zukünftigen Beruf gezeigt haben.
Haben Sie den Eindruck, dass sich die Bewerbenden in den letzten Jahren verändert haben, besonders was ihre Einstellung zur Ausbildung angeht?
Arnold-Kramer: Ja. Die Erwartungshaltung der Azubis an den Ausbildungsbetrieb ist gestiegen, und zwar vor allem was Sicherheit und Weiterbildungsmöglichkeiten angeht. Häufig wird schon im Vorstellungsgespräch direkt danach gefragt. Hinzu kommt, dass die jungen Menschen intensiver betreut werden wollen als früher. Am besten gelingt dies durch klare Aufgabenstellungen und wertschätzende, regelmäßige Feedbackgespräche. Was die Selbstständigkeit und die Motivation angeht ist schon ein Wertewandel zu anderen Generationen spürbar. Ausnahmen bestätigen natürlich immer die Regel und gerade als kirchlicher Arbeitgeber haben wir den Vorteil junge Menschen auszubilden, die sich bereits im Vorfeld ehrenamtlich betätigt haben. So etwas merkt man.
Hängt diese Erwartungshaltung vor allem mit dem Azubimangel in Deutschland generell zusammen?
Arnold-Kramer: Davon gehe ich aus. Mir ist zum Beispiel aufgefallen, dass vor vielen Jahren die Azubis noch sehr viel dankbarer waren, wenn sie einen Ausbildungsplatz bekommen haben. Außerdem war der Konkurrenzdruck zwischen den Bewerbern viel größer.
Wir, als kirchlicher Arbeitgeber, haben natürlich den Vorteil, dass sich viele unserer Bewerbenden, sozial bzw. kirchlich betätigen und genau aus diesem Grund zu uns wollen. Diese Bewerbern sind sehr motiviert und unterscheiden sich teilweise deutlich von der Masse.
Das können viele Betriebe in Deutschland nicht von sich sagen. Sie klagen über zu wenig geeignete Bewerber. Was ist aus Ihrer Sicht der Grund für den Azubimangel?
Arnold-Kramer: Ich denke, dass viele junge Menschen zu sehr auf ein Studium fixiert sind. Alle denken, wenn sie kein Abi machen und studieren, haben sie danach keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Das stimmt so aber nicht. Die Ausbildungsplätze zum Verwaltungsfachangestellten besetzen wir gerne mit Realschülern – von denen es zugegebenermaßen immer weniger gibt.
Wir als Kirchenverwaltung freuen uns jedenfalls auf engagierte, motivierte und offene junge Menschen und bieten diesen auch attraktive Ausbildungsstellen im Verwaltungsbereich an. Zudem hat gerade unser Auswahlverfahren für den Gehobenen Dienst Bachelorstudium Public Administration begonnen. Bewerbungen nehmen wir noch bis zum 24. August 2018 in Empfang.