Evangelisches Dekanat sucht demnächst Nachfolgerin
Gießener Dekan wechselt in die Politik
Gießen. Pfarrer Frank-Tilo Becher, Dekan des Evangelischen Dekanats, wird als SPD-Abgeordneter in den künftigen Hessischen Landtag einziehen. Bei der Landtagswahl errang Becher im Wahlkreis 18 (Stadt Gießen und Teile des Umlands) das Direktmandat. Becher war, wie im Kirchengesetz der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) vorgesehen, für die Dauer von acht Wochen vor dem Wahltermin beurlaubt worden. Die Beurlaubung endete am Wahlabend. Im November ist Becher in einer Studienzeit, die allen Pfarrern regelmäßig zusteht.
Ins Dekanat wird er bis zur Konstituierung des Landtags am 18. Januar 2019 und seiner offiziellen Verabschiedung aus dem Amt am 20. Januar nur noch kurzzeitig kommen, um im Dezember die Amtsgeschäfte an seinen Stellvertreter, Pfarrer Andreas Specht, zu übergeben.
Becher bleibt Pfarrer
Als Landtagsabgeordneter bleibt Becher Pfarrer, wird aber für die Dauer dieser Tätigkeit von der Kirche beurlaubt. Während dieser Zeit ruhen seine mit der Ordination erworbenen Rechte als Pfarrer. Das bedeutet, dass er dann nur in Ausnahmefällen und mit Genehmigung der Kirche Predigten halten oder Amtshandlungen wie Taufen, Hochzeiten oder Bestattungen vornehmen kann.
Der Dekanatsvorstand wird sich bereits Ende November mit der Stellenausschreibung für die Nachfolge befassen. Mit der Wahl einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers durch die Dekanatssynode und der Bestätigung durch die Kirchenleitung der EKHN ist nicht vor dem Frühjahr zu rechnen, so dass die Neubesetzung frühestens zum 1. August denkbar ist.
Dekanatsvorstand gratuliert auch Katrin Schleenbecker
Der Dekanatsvorsitzende, Gerhard Schulze-Velmede, gratulierte Becher zu seiner Wahl. Er wünsche ihm, dass er seine Erfahrungen aus der kirchlichen Arbeit und dem sozialpolitischen Engagement zum Wohl der Gesellschaft gut in die Arbeit des Landtags einbringen könne. Für Christen sei es selbstverständlich, sich in die gesellschaftliche und politische Diskussion einzubringen. Das gelte auch für die Übernahme von Verantwortung im Rahmen eines politischen Mandats, so Schulze-Velmede. „Demokratie lebt durch Beteiligung der Bürger. Das gilt auch für Pfarrer.“ Becher ist seit 16 Jahren Dekan in Gießen. Zuvor war er Pfarrer in der Evangelischen Paulusgemeinde in der Gießener Nordstadt. In die SPD ist er erst vor eineinhalb Jahren eingetreten.
Schulze-Velmede gratulierte außerdem Katrin Schleenbecker, die Mitglied des Gießener Dekanatssynodalvorstands ist, zum bevorstehenden Einzug in den Landtag. Sie hatte für die Grünen im selben Wahlkreis wie Becher kandidiert, hat das Mandat aber über die Zweitstimmen errungen
Becher seit 1994 Pfarrer in Gießen
Frank-Tilo Becher wurde 1963 in Frankfurt geboren und wuchs in Hainstadt bei Offenbach auf. Nach dem Theologiestudium in Frankfurt und Hamburg war er Vikar in Wiesbaden. Nach einem Jahr beim Lutherischen Weltbund in New York wurde er 1994 Pfarrer in der Gießener Paulusgemeinde. Er war Vorsitzender des Trägerverbundes Gießener Nordstadt. Außerdem hat sich der evangelische Theologe als der christliche Vorsitzende der Christlich-Islamischen Gesellschaft engagiert, die sich für den Dialog zwischen den Religionen einsetzt. Becher ist mit der Gießener Pfarrerin Jutta Becher verheiratet und hat drei Kinder.