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Interview

„Ich freue mich über jeden, der an Weihnachten in die Kirche kommt“

Weihnachtskrippe

Mit dieser liebevoll selbst gestalteten Krippe mit bemalten Gipsfiguren wird die Weihnachtsgeschichte lebendig und persönlich

Die Weihnachtsgeschichte und O du fröhliche. Viele Gottesdienstbesucher erwarten an Weihnachten ein klassisches Programm.

Als „U-Boot-Christen“ werden persiflierend jene Leute bezeichnet, die nur an Weihnachten und anderen besonderen Feiertagen in der Kirche auftauchen. Der Evangelische Pressedienst (epd) sprach mit dem oberhessischen Propst Matthias Schmidt über volle Gottesdienste an Weihnachten, den freien Sonntag und die Träume von Pfarrern.

Ärgern Sie sich über „U-Boot-Christen“, die an Weihnachten die Kirchen füllen, aber dann das ganze Jahr über nicht mehr zu sehen sind?

Matthias Schmidt: Der Begriff trägt eine Abwertung in sich, ich verwende ihn deshalb nicht. Und ich freue mich über jeden, der an Weihnachten in die Kirche kommt. Wir müssen ernst nehmen, dass viele Menschen sich heute den Punkt, an dem sie zur Kirche Kontakt haben wollen, selbst aussuchen. Wer an Weihnachten in die Kirche geht, erwartet eine traditionelle Predigt, das Weihnachts-Evangelium und das Lied „O du fröhliche“. Wir sollten uns nicht darüber ärgern, dass sie sonst nicht da sind, sondern eine Kultur der fröhlichen Offenheit entwickeln.

Wäre es nicht besser, wenn die Menschen jeden Sonntag den Gottesdienst besuchten, anstatt nur einmal im Jahr?

Schmidt: Es ist der Traum eines jeden Pfarrers und einer jeden Gemeinde, dass die Leute jeden Sonntag in die Kirche kommen. Aber ich will das nicht kleinreden. Es gibt zahlreiche gut besuchte und lebendige Gottesdienste. Wir wissen aus der aktuellen Mitgliedschafts-Studie: Viele nutzen die Angebote der Kirche zwar nicht so intensiv, sind aber froh, dass Kirche da ist. Zu den Gottesdiensten an Weihnachten, am Totensonntag, zum Schulanfang oder zusammen mit dem Kindergarten kommen auch die Kirchen-Distanzierten. Das sind die Gottesdienste, auf die wir besonderen Wert legen müssen. 

Warum nutzen die Leute lieber diese Angebote als den Sonntags-Gottesdienst?

Schmidt: Der Sonntag erlebt einen rasanten Kulturwandel. Für viele ist er der letzte zweckfreie und leistungsfreie Tag. Interessant ist, dass die Gemeinden darauf mit einem veränderten Angebot reagieren, zum Beispiel mit Gottesdiensten am Samstag- oder Sonntagabend. Da kommt dann ein anderes Publikum. Daneben setzt die Kommerzialisierung dem Sonntag ziemlich zu. Deshalb setzt sich die Evangelische Kirche für den Sonntag ein. Es geht dabei nicht um die Rettung der Gottesdienste, sondern um die Rettung des Sonntags als Insel für Leib und Seele. Ich habe keine Angst, dass unsere traditionellen Gottesdienste dadurch gefährdet sind. Es wird immer Menschen geben, die gemeinsam Trost und Orientierung suchen und Gott feiern wollen.

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