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Osterweg in Gießen

Mit dem Blick ins Paradies

Die Kapelle auf dem Alten Friedhof (Luthergemeinde) an der Licher Straße in Gießen

Ab Palmsonntag laden Kirchengemeinden in der Stadt Gießen zum Osterweg auf den Alten Friedhof ein.

Von Albert Mehl. (Mit freundlicher Genehmigung des Gießener Anzeigers.) 

Es gibt Orte wie etwa Oberammergau, die arbeiten die Leidensgeschichte von Jesus Christus mit Passionsspielen auf. Teilweise seit Jahrhunderten. In Gießen ist die Tradition deutlich kürzer. Zum dritten Mal laden christliche Kirchengemeinden der Stadt mit befreundeten Organisationen zum Osterweg auf den Alten Friedhof ein. »An Stationen soll es wieder Impulse geben, die die Karwoche aufgreifen«, sagt Laura Schäfer, die bei der Jungen Kirche in der Löberstraße angesiedelte Dekanatsjugendreferentin. Vom Palmsonntag, 2. April, bis zum Ostermontag, 10. April, wird der Osterweg aufgebaut sein. Sechs Stationen beleuchten Themen der Karwoche.
Dabei wollen die Veranstalter an die Vorjahre anknüpfen. Von einem »Riesenandrang« berichtet Beate Freiesleben-Schmidt von der Andreasgemeinde. »Das ist sehr gut angenommen worden.« Sie kann ihre Erfahrungen belegen. Bei allen Stationen hätten die »Giveaways« nachgeordert werden müssen.

Laura Schäfer wirbt für das aktuelle Angebot. Der Osterweg biete Anregungen für Themen, »die die Menschen gerade haben«. Uta Kuttner, Gemeindereferentin des katholischen Pfarreienverbands Gießen, ergänzt, dass die Stationen es ermöglichten, »Impulse aus dem Evangelium aufzunehmen«. Dazu würden sie eine Vielfalt von Ansätzen bieten. 

Unbeteiligte ansprechen

Für Stadtjugendpfarrer Alexander Klein ist die Vielfalt das Besondere, um aus kirchlicher Sicht eher »Unbeteiligte« anzusprechen. Sie müssten sich nicht zu einem bestimmten Termin auf den Weg machen. Vielmehr könne beim Spaziergang ihre Neugierde geweckt werden, »und sie gehen dann rund«. Es sei aber auch möglich, sich nur mit Teilausschnitten auseinanderzusetzen, merkt Pfarrerin Sonja Löytynoja von der angrenzenden Luthergemeinde (Gießen Ost) an.

Dabei sind die Organisatoren noch in der Findungsphase. Denn schließlich sind es noch ein paar Tage bis zum Palmsonntag, bis die Stationen endgültig aufgebaut sein müssen. Laura Schäfer verbucht es als Vorteil, dass diese immer wieder unterschiedlich aufgeteilt werden. »Wir hatten anfänglich den Gründonnerstag und dann den Ostermontag. Jetzt bestücken wir den Karfreitag«, berichtet sie für die Junge Kirche und sagt: »Jeder erlebt die Themen doch anders.« Sie gibt aber zu, dass die Stationen meist ähnlich denen des Vorjahrs sein werden, denn an der biblischen Vorgabe ändere sich ja nichts.

Zum Auftakt am Palmsonntag wird zu einem ökumenischen Familiengottesdienst in der Thomas-Morus-Gemeinde in der Grünberger Straße eingeladen. Von dort wird es dann zum Alten Friedhof gehen, wo als erste Station ein Holzesel als Adressat für die mitgeführten Palmwedel wartet.

Für die zweite Station mit dem Bezug zum Gründonnerstag zeichnet diesmal die Andreasgemeinde verantwortlich. Die Planungen gingen hin zu einem »letzten Abendmahl, eventuell in einem Schaukasten« und einer »Gebetsklagemauer«, erklärt Gemeindepädagogin Beate Freiesleben-Schmidt. Dort könne man sein Anliegen in Form eines Gebets abgeben.

Die von der Jungen Kirche zu gestaltende Station für den Karfreitag will sich nach den Worten von Pfarrer Alexander Klein mit den sieben letzten Aussagen von Jesus Christus am Kreuz auseinandersetzen. Das ist für Laura Schäfer »viel mit Emotionen verbunden« und rege zum Nachempfinden an.

Mit Hilflosigkeit und Trauer umgehen 

Der Hospizverein, der diesmal für die Evangelische Studierenden-Gemeinde (ESG) dabei ist, kümmert sich um den Karsamstag. Der sei von Hilflosigkeit und Trauer geprägt. »Bei uns werden die ehrenamtlichen Mitarbeiter zeigen, was ihnen hilft, wenn sie mit Trauer und Hilflosigkeit umgehen müssten«, erläutert Ruth Schünemann.

Die katholische Kirche dagegen wagt nach den Worten von Uta Kuttner für den Ostersonntag »einen Blick ins Paradies«. Und will an der Lutherkapelle »Jesus als Gärtner« zeigen, der durch eine Tür den Blick in neues Leben ermögliche. Die Luthergemeinde schließlich will für den Ostermontag die Emmaus-Geschichte mit dem unerkannten Jesus als Begleiter seiner Jünger als große Spirale darstellen, die man mit verschiedenen einzelnen Stationen durchlaufen könne, wie Pfarrerin Löytynoja berichtet.

Auch wenn hier noch einiges am Werden ist, so darf doch davon ausgegangen werden, dass rund um die Gestaltung 50 bis 60 Helferinnen und Helfer aktiv sein werden, bis der Gießener Osterweg ab dem Palmsonntag zum Begehen und Innehalten einlädt. Dann seien die Stationen ausgeschildert und gebe es auch einen Lageplan für den Alten Friedhof, verspricht Laura Schäfer. Schließlich verpflichtet ja auch eine kurze Tradition.


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