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Auftakt zu Familien-Aktion

Mut zum Zusammenleben in aller Buntheit machen

Eröffnung der Familien-Aktion im evangelischen Familienzentrum Bad Soden ... wo sonst?

Eröffnung der Familien-Aktion im evangelischen Familienzentrum Bad Soden ... wo sonst?

Eine neue Aktion der evangelischen Kirche will Mut zum Zusammenleben in all seiner Buntheit machen. Und sie will zeigen: niemand ist allein. Jetzt ist sie in Bad Soden mit Musik und vielem mehr für die gesamte hessen-nassauische Kirche eröffnet worden.

Bad Soden / Darmstadt, 19. April 2016. Mit einer Aktion im gesamten Kirchengebiet will die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) die Familien neu ins Blickfeld rücken. Zur Initiative, die am Dienstag (19. April) in Bad Soden eröffnet wurde, gehören unter anderem knapp eine Million rot-weiße Briefe an alle evangelischen Haushalte mit der Aufschrift „Familienangelegenheit“ sowie fast 700 Fahnen und Banner in den Kirchengemeinden vor Ort. Rechtzeitig zur Hauptsaison von Trauungen und Konfirmationen will die evangelische Kirche damit auf die vielfältigen Möglichkeiten des Zusammenlebens aufmerksam machen. Beim kirchenweiten Auftakt der Aktion im evangelischen Familienzentrum Bad Soden sagte die Stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN, Ulrike Scherf, dass die Kirche unter dem Titel „Jede Familie ist anders“ damit vor allem „Mut zum verantwortlichen Zusammenleben und Zusammenstehen in all seiner Buntheit“ machen wolle. Scherf: „Familie gibt es heute in vielen Formen. Selbstverständlich und in großer Mehrheit als Zusammenleben von Mutter, Vater und Kind oder Kindern. Aber es gibt zum Beispiel auch das gleichgeschlechtliche Paar, das zusammen mit Kindern lebt oder das kinderlose Ehepaar, das Angehörige pflegt“. Aus evangelischer Sicht sei nicht die äußere Form des Zusammenlebens entscheidend, sondern die Füllung der Beziehung. Jeder Mensch brauche eine verlässliche Gemeinschaft, die ihn trage und fördere. Dies wolle die evangelische Kirche unterstützen.

Zusammenleben in seiner Vielfalt endlich überall realistisch wahrnehmen

Scherf ging auch auf die unterschiedliche Sichtweise von Ehe und Familie in der katholischen Kirche ein und würdigte das jüngste Schreiben des Papstes zum Thema. Ganz so wie in der Aktion der evangelischen Kirche seien die Äußerungen von Franziskus „vom Ton der Seelsorge und nicht dem harten Klang des Dogmas“ geprägt. Papst Franziskus hatte in seinem Schreiben mit dem Titel „Freude der Liebe“ unter anderem gefordert, das Leben in seiner Vielfalt wahrzunehmen und nicht einer „kalten Schreibtisch-Moral“ in Fragen von Liebe und Familie zu folgen. „Dieser von Barmherzigkeit und Mitgefühl geprägte Blick und seine realistische Sicht auf die aktuelle Lebenswirklichkeit der Menschen“ mache auch Hoffnung auf eine Annäherung in vielen ethischen Fragen, erklärte Scherf. Es komme jetzt darauf an, was die einzelnen katholischen Kirchen aus den Impulsen des Papstes machten. „Darauf bin ich sehr gespannt und auf die ökumenischen Diskussionen“, so Scherf.  

Bunte Familienbande in Briefkästen, auf Tischdecken und am Kirchturm

Die familiäre Vielgestaltigkeit in den Blick zu nehmen, ihre Möglichkeiten zu entdecken, und nicht das Eine gegen das Andere auszuspielen, sei ein wesentliches Ziel der evangelischen Aktion, erklärte Birgit Arndt, Geschäftsführerin des Evangelischen Medienhauses, das für die Umsetzung mitverantwortlich ist. Nach ihren Angaben biete ein umfangreiches Internetangebot zudem Informationen unter www.ekhn.de/nichtallein an. Außerdem sei Material für Gemeinden entwickelt worden, das von speziellen Tischdecken über Servietten bis zu Bierdeckeln passend zur Initiative reiche und sich gut für Familienfeste eigne. Eigens für die Aktion sei auch ein Animationsfilm entstanden, der die Buntheit der modernen Familienbande zeige und die kleine Ella in den Mittelpunkt stelle. Das Fazit des Mädchens sei in Familienfragen: „Das ist schon ziemlich kompliziert – aber allein ist auch doof.“

Menschen werden von der Familie entscheidend geprägt

Der Liedermacher und Pfarrer Clemens Bittlinger präsentierte bei der Eröffnung am Dienstag erstmals auch ein eigens komponiertes Lied für die Familieninitiative der evangelischen Kirche. Sein Stück „Wir sind eine Familie“ wolle auf die verschiedenen Facetten der Familie eingehen und sie gleichermaßen würdigen, erklärte Bittlinger. Nichts habe sein eigenes Leben „so beglückend und nachhaltig verändert wie die Geburt unserer beiden Kinder“, erklärte er. „Schaue ich mich jedoch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis um, so stelle ich fest, dass der Begriff  ‚Familie‘ heute sehr vielfältig zu verstehen ist“, so Bittlinger weiter. Zum Glück gebe es noch, „die klassische Familie mit Mama, Papa, den Kindern und Oma und Opa“. Doch sein Lied möchte auch Verständnis für die vielen Alleinerziehenden, Patchwork-Familien, Singles, oder kinderlose Paare wecken. Sie alle prägten heute das bunte Bild von Familie. (Video zum Lied: https://youtu.be/GJP7_o51ZVk)

Hinhören, was Familien heute brauchen

Martina Aleweld, die Koordinatorin des evangelischen Familienzentrums Bad Soden, in dem der Auftakt der Aktion stattfand, erklärte ganz konkret die aktuellen Herausforderungen für Familien und das Engagement der Kirche. So sei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Verunsicherung in Erziehungsfragen, neue Formen des Zusammenlebens oder nach Umzügen die Suche nach einer neuen Heimat oft schwer alleine zu bewältigen. Das Familienzentrum unterstütze mit vielen Kooperationspartnern wie den Grundschulen, Erziehungsberatungsstellen oder Einrichtungen der Stadt Bad Soden und einer Psychologischen Praxis Hilfesuchende. Dabei sei es wichtig „ständig hinzuhören was Familien brauchen“. So sei das Angebot inzwischen sogar um das Thema Flüchtlingshilfe erweitert worden. Ziel sei es, das Beratungsangebot noch weiter zu öffnen, etwa für Familien mit Kindern in der Pubertät. Wichtig bleibe es, die Menschen ein „Stück ihres Weges zusammen“ zu begleiten

Hintergrund: Familien-Aktion 

Breite Beteiligung

Die neue Familien-Aktion ist Teil der sogenannten „Impulspost“. Seit 2012 versendet die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau zwei Mal im Jahr einen Brief an alle Mitglieder mit einem besonderen Glaubens-Anstoß. Sie will mit der „Impulspost“ Themen, die für die Menschen und ihr Zusammenleben wichtig sind, mit einer besonderen christlichen Perspektive zu ihren Mitgliedern bringen. Zuletzt war es im vergangenen Herbst das Thema Buße. Ziel der 8. Impulspost-Ausgabe ist es wieder, zum Nachdenken über den eigenen Glauben und Fragen der Zeit neu anzuregen. Die dazugehörigen Materialien für die Gemeindearbeit und den Unterricht sind so angelegt, dass sie über die Aktionen selbst hinaus verwendet werden können. Diesmal bestellten 465 Gemeinden und Einrichtungen fast 675 Fahnen oder rund acht Meter lange Großbanner mit dem Aktionsmotiv, die im Kirchengebiet von Biedenkopf im Norden bis Neckarsteinach im Süden und von Schlitz im Osten bis Bingen im Westen auf die Vielfalt der Familie aufmerksam machen.

43 Cent pro Mitglied

Das Schreiben wurde an insgesamt 994.763 evangelische Haushalte geschickt, darunter knapp 11.000 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren, deren Eltern keiner Konfession angehörten. Insgesamt hat die EKHN rund 1,6 Millionen Mitglieder. Für die Aktion fallen im Ganzen rund 685.000 Euro an. Alleine die Portokosten für den Versand der knapp eine Million Schreiben betragen etwa 250.000 Euro. Insgesamt kostet die Aktion damit etwa 43 Cent pro Kirchenmitglied. Beteiligt an der Entstehung der aktuellen Ausgabe waren die Öffentlichkeitsarbeit der EKHN sowie eine Projektgruppe mit Engagierten aus der evangelischen Propstei Südnassau in der Region Wiesbaden. Die professionelle Umsetzung übernahmen wieder die Agentur „gobasil“ (Hamburg / Hannover) und das Evangelische Medienhaus (Frankfurt).

 Mehr Informationen: www.ekhn.de/nichtallein

Aktionsseite "nicht allein"

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