Gesamtkirchengemeinde
Neue Kirchengemeinde in Gießen Mitte
„Wir wollen unsere Kräfte bündeln und gemeinsam neue Wege mit den uns anvertrauten Menschen gehen“, erläutert Pfarrer Matthias Weidenhagen das gemeinsame Projekt. Dafür wird ein gemeinsamer Haushalt aufgestellt und am 23. Januar 2022 wählen die Mitglieder der beiden bisherigen Gemeinden einen gemeinsamen Kirchenvorstand. Alle Angestellten werden übernommen. Angestrebt wird auch ein gemeinsames Gemeindebüro.
Schwerpunkt diakonische Arbeit
„Die kirchenmusikalische Arbeit, die Arbeit mit Kindern und Eltern in den beiden Tageseinrichtungen der Lukasgemeinde sowie die Erwachsenenbildung, die Gesprächskreise, das gesellschaftspolitisch orientierte „Forum Pankratius“ und die Kontakte aus dem Kirchenladen am Kirchenplatz der Pankratiusgemeinde werden zu einem gemeinsamen Angebot zusammengeführt“, ergänzt Pfarrer Peter Ohl. Ein besonderer Schwerpunkt soll die diakonische Arbeit werden. Nahe der Pankratiuskapelle gibt es mit der „Oase“ und der „Brücke“ kirchliche Angebote für Nichtsesshafte und an der Südanlage ist das Diakonische Werk Gießen beheimatet.
Zurück zu den Wurzeln
Predigtstätten sind die Pankratiuskapelle, die Lukaskirche, in der seit kurzem auch die „Junge Kirche“ beheimatet ist, sowie die Johanneskirche. Seit mehr als zwei Jahren gestalten die beiden Gemeinden, zusammen mit den Nachbargemeinden Johannes und Petrus, den Konfirmandenunterricht der Innenstadt zusammen. „Wir gehen voraus und sind offen für eine noch engere Zusammenarbeit mit den beiden benachbarten Gemeinden“, betont Pfarrer Ohl. Eigentlich gehe man zurück zu den Wurzeln. 1892 wurde die stadtweite Evangelische Gemeinde Gießen in vier Gemeinden aufgeteilt. Den neuen Gemeinden Matthäus und Markus wurde die 1944 zerstörte Stadtkirche am Kirchenplatz zugewiesen, die Lukas- und die Johannesgemeinde nutzen bis heute gemeinsam die am 30. November 1893 eingeweihte Johanneskirche. Am 1. Januar 2004 fusionierten die beiden Gemeinden Matthäus und Markus zur neuen Evangelischen Pankratiusgemeinde. Gegenwärtig gehören zur Lukasgemeinde 3.000 Mitglieder und zu Pankratius 2.600.
Veränderte Rahmenbedingungen für Kirchengemeinden
Beide Gemeinden reagieren auf die veränderten Rahmenbedingungen in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), nach denen benachbarte Gemeinden eng zusammenarbeiten oder sich zusammenschließen. „Innerhalb des Evangelischen Dekanats hat sich in den zurückliegenden zwei Jahren vieles getan“, erläutert der Vorsitzende des Dekanats Gießen, Gerhard Schulze-Velmede. Er ist auch Mitglied der EKHN-Synode, des gesetzgebenden Kirchenparlaments.
„In der Gießener Nordstadt und Wieseck gibt es bereits die Gesamtkirchengemeinde Nord und die Kirchengemeinden Heuchelheim und Kinzenbach sind fusioniert, vertraglich vereinbarte Kooperationen gibt es zwischen den sechs Gemeinden in Biebertal und im Osten Gießens, zwischen den Gemeinden Andreas, Luther und Wichern. Außerdem haben fünf Kirchengemeinden in Pohlheim und Fernwald ein gemeinsames Gemeindebüro vereinbart.“
Kirchliche Landschaft verändert sich bis 2030
Im Lauf der nächsten zehn Jahre soll die gegenwärtige Gemeindelandschaft in der EKHN neu strukturiert werden, um die Gemeinden zukunftsfähig zu machen. Vorgesehen ist die verbindliche Einführung von „Nachbarschaftsräumen“, in denen Kirchengemeinden Entscheidungen in den Bereichen Personal, Gebäude und Verwaltung gemeinsam treffen. Unverändert bleibt aber, dass jede Gemeinde eigene Schwerpunkte in ihrer Gemeindearbeit setzt“, so Schulze-Velmede.
"In Nachbarschaftsräumen handeln und planen"
Der Gießener Dekan André Witte-Karp begrüßt die enge Zusammenarbeit der Kirchengemeinden in der Innenstadt. Dass die Gemeinden Lukas und Pankratius mutig vorangehen, freue ihn. „Jetzt gilt es, gemeinsam in Nachbarschaftsräumen zu handeln und zu planen, was wir weiter tun wollen, was wir neu beginnen wollen und was nicht mehr weitergeführt werden soll.“ In den nächsten Jahren werde sich die Kirche nicht nur aufgrund sinkender Einnahmen, sondern ebenso angesichts der großen gesellschaftlichen Themen wie Digitalisierung oder Klimaschutz verändern müssen. Das Evangelische Dekanat werde die Gemeinden bei den Umwandlungen unterstützen.
"Die Ideen sprudeln"
In der Lukas- sowie der Pankratius-Gemeinde jedenfalls freuen sich die Aktiven auf die kommende Zusammenarbeit. „Die Ideen sprudeln und bei allen ist, vor allem nach der langen Corona-Pause, die Freude zu spüren, dass gemeinsam etwas Neues gestaltet werden kann“, berichtet Pfarrer Weidenhagen. Schon jetzt beginnt die Arbeit an einem Gesamtgemeindebrief und dem gemeinsamen Internet-Auftritt der neuen Kirchengemeinde, erläutert Pfarrer Ohl. „Im Advent gibt es noch einem Gemeindebrief im alten Gewand, doch im Frühjahr wird sich in den Briefkästen der Gemeindeglieder zeigen, dass etwas Neues gewachsen ist in Gießen Mitte.“