Hartmut Völkner aus Lang-Göns beherbergt Bienen im Garten
Pfarrer und Bienenzüchter
Mehr als 33 Jahre war Hartmut Völkner Pfarrer in Lang-Göns. Vor kurzem ist der beliebte Seelsorger feierlich in den Ruhestand verabschiedet worden. Mitte Juli hat er seinen offiziell letzten Gottesdienst gefeiert. Wenn er umzieht - er bleibt im Ort - muss er dabei auch für gegenwärtig geschätzt über 50.000 Geschöpfe sorgen. Denn Hartmut Völkner züchtet seit geraumer Zeit Bienen.
Wie durch ein Schlüsselloch auf die Schöpfung schauen
In seinem weitläufigen Garten stehen derzeit vier Bienenstöcke unterschiedlicher Größe. Völkner schwärmt, er habe durch die Bienen „wie durch ein kleines Schlüsselloch die Schöpfung, die Natur und die Jahreszeiten neu kennengelernt“. Ohne sie würde die uns umgebende Natur nicht so weiterleben können. Und, er hat Ehrfurcht vor dem Zusammenspiel der Bienen in einem Stock. „Menschen sind Individualisten und fühlen sich als das Wichtigste auf der Welt. Für die Biene ist der Bienenstock das Wichtigste.“ Selbst die Bienenkönigin könne ohne die abertausende Arbeitsbienen und Drohnen nicht existieren. Völkner vergleicht sie mit einer archaischen Gesellschaft, etwa einem Stamm wie von Abraham, Isaak und Jakob. Jeder weiß, dass er einen Platz hat, den er ausfüllen muss.
Respekt für die Bienen
Über Bienen weiß der Theologe und Seelsorger inzwischen gut Bescheid. Das ist auch wichtig, nicht nur, um nicht gestochen zu werden. Wenn das mal passiert, sei er selbst schuld und die Biene verliert ihr Leben. „Dann entschuldige ich mich bei ihr, weil ich zu schnell oder hektisch war, sie eingeengt habe oder zur falschen Zeit an den Stock gegangen bin.“
Zweimal im Jahr kann Völkner Honig aus den Waben schleudern. Damit er einen reichen Ertrag hat, muss der die Bienenstöcke gut kennen. Zwar greift er in das Leben der Tiere ein, respektiert es aber aufs höchste. Sich in die seit Jahrtausenden festgelegten Abläufe in einem Bienenstock einzuarbeiten, sei das Geheimnis der Bienenzucht. „Ich kann die Biene nicht manipulieren, die macht, was sie will. Auch wann sie will. Sie fliegt raus bei schönem Wetter und bleibt zuhause bei Regen“, erklärt Harmut Völkner. Seine Arbeit sei es, für einen möglichst guten Lebensraum zu sorgen und die Bienen zu pflegen. Da versteht es sich, dass in seinem Garten wächst und blüht, was vom Frühjahr bis zum Spätsommer die Bienen ernährt.
Bienenzucht ist wie Seelsorge
Pfarrer Völkner vergleicht die Bienenzucht auch mit Seelsorge. „Ich kann den anderen nicht manipulieren, sondern muss sehen, wohin er sich entwickeln möchte. Und sollte der sich später bedanken, frage ich, was ich denn gemacht habe. Ich habe ihm doch nur geholfen, seinen Weg zu finden.“