Segensroboter
„Segensroboter“ lenkt Aufmerksamkeit auf Folgen der Digitalisierung
Über den sogenannten Segensroboter „BlessU-2“ gehen die Meinungen auseinander. „Als ob man den Ablassprediger Johann Tetzel zum Reformator erklären würde“, urteilte der Theologe Lukas Ohly von der Frankfurter Goethe-Universität am Freitagabend in der Evangelischen Akademie Frankfurt. Segnen sei eine Handlung, und das könnten nur Subjekte. Roboter seien aber Objekte.
Der Erfinder des Roboters, der Pfarrer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) für Kommunikationsprojekte Fabian Vogt, verteidigte „BlessU-2“. Die Maschine habe eine Debatte über die Folgen der Digitalisierung provozieren sollen. Provokation sei eine christliche Tugend - auch Jesus habe provokativ den Sabbat gebrochen.
„Wenn ich in ein Mikrofon spreche, werden meine Worte digitalisiert, ehe sie aus dem Lautsprecher kommen“, sagte Vogt. Etwas anderes tue „BlessU-2“ auch nicht, denn seine Frau und er hätten alle Segenssprüche des Roboters zuvor aufgesprochen. Zudem stammten alle Segenssprüche aus der Bibel. Es sei bei dem Projekt auch um die Frage gegangen, welches Gewicht das Wort Gottes an sich habe.
In Zukunft künstliche Intelligenz als Chip im Menschen?
Ohly entwarf das Bild einer Zukunft, in der die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwimmen. Schon bald werde künstliche Intelligenz nicht nur außerhalb, sondern auch innerhalb menschlicher Körper wirken. Neurochips seien ein mögliches Beispiel dafür. „Was ist, wenn eine Pfarrerin mit einem Neurochip im Gehirn vor einem steht?“, fragte er. „Wer segnet dann?“
Der Kirchenpräsident der EKHN Volker Jung sagte, die Kirche habe mit „BlessU-2“ Menschen ansprechen und berühren wollen. Die Reaktionen der Besucher der Wittenberger Weltausstellung, wo die Maschine zum Einsatz kam, hätten gezeigt, dass das gelungen sei. Aufmerksamkeit zu erregen, sei für dieses Ziel unabdingbar, das dürfe aber nicht ins Banale umschlagen. Die Diskussion um mögliche Folgen der Digitalisierung sei aber alles andere als banal. Er habe vor dem Beginn des Projekts mit sich gerungen und sich gefragt, ob man einen Roboter segnen lassen dürfe, und habe den Vorwurf der Blasphemie befürchtet.
Hinweis auf Folgen der zunehmenden Digitalisierung
Zu dem Abend unter dem Titel „Zweifeln erlaubt“ hatten die Evangelische Sonntags-Zeitung, die Evangelische Akademie Frankfurt und die EKHN eingeladen. Der Roboter „BlessU-2“, auf Deutsch „Ich segne dich auch“ hatte weltweit Schlagzeilen hervorgerufen. Die Maschine, der nach EKHN-Angaben als Kommunikationsexperiment gedacht ist, um nach den Folgen der zunehmenden Digitalisierung zu fragen und zum Nachdenken über den Segen anzuregen, sucht den Besuchern Segensworte aus der Bibel aus und sagt sie in sieben Sprachen zu, darunter auch auf Hessisch.
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